Kulturkürzungen Wedl-Wilson bringt gemeinsames Ticketmodell ins Spiel
Auch 2026/2027 muss die Berliner Kulturszene ordentlich sparen. Mit der Branche diskutiert die Politik aktuell, wie das gelingen kann. Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson nennt eine Idee von vielen.

Berlin - Angesichts der Kürzungen im Kulturetat hat Berlins neue Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson ein neues Vorgehen beim Kartenverkauf ins Spiel gebracht. „Muss wirklich jedes Theater eine eigene Theaterkasse haben, die den ganzen Tag besetzt ist? Diese Frage muss erlaubt sein“, sagte sie im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Denn: „70 Prozent der Eintrittskarten werden mittlerweile digital gekauft.“
Diskutiert werde momentan, ob und wie Häuser ein gemeinsames Modell für das Ticketing umsetzen können, so die parteilose Politikerin, die dem Anfang Mai zurückgetretenen Joe Chialo (CDU) nachfolgte. „Es wird sehr viel Geld von einzelnen Häusern an Ticketunternehmen gezahlt. Städte wie München oder Köln haben das zusammengefasst und eine stadtweite Lösung gefunden.“ Denkbar sei etwa ein gemeinsames „Berlin-Ticket“-Kartenbüro für alle Häuser.
Als Möglichkeit, mehr Einnahmen zu erzielen, schließt Wedl-Wilson auch höhere Ticketpreise nicht aus. „Aber natürlich nur in den höheren Kategorien. Denn wir wollen, dass Kultur leistbar bleibt für alle Menschen in dieser Stadt.“
Nächster Kulturdialog am 18. Juni
Anfang des Jahres hatte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) einen sogenannten Kulturdialog ins Leben gerufen, um mit Vertretern der Branche gemeinsam an Lösungen und Strategien für die nächsten Jahre zu arbeiten. Hintergrund sind 2025 bereits vorgenommene und in den nächsten zwei Jahren geplante drastische Kürzungen im Landeshaushalt und damit auch im Kulturbereich.
Wackelt das Schiff?
„Bei den Gesprächsrunden geht es darum, wie man klug sparen, sich anders aufstellen und besser zusammenarbeiten kann“, sagte Wedl-Wilson. Weitere Themen neben dem Ticketing seien etwa gemeinsame Lagerlogistik oder Werkstätten oder sogenannte Shared Services in der Administration. „Die Insellösungen kosten Geld“, so die Senatorin. „Die Frage ist: Was kann man einsparen, ohne dass das Schiff wackelt? Und: Wie kann man als letztes an der Kunst sparen.“ Der nächste Kulturdialog ist am 18. Juni geplant.
Weitere Millionenbeträge sollen wegfallen
Insgesamt muss die Berliner Kultur im Haushalt 2025 rund 130 Millionen Euro einsparen, knapp zwölf Prozent ihres ursprünglich angedachten Budgets. Mindestens die gleichen Summen könnten für 2026 und 2027 wegfallen. „Wir gehen von einer Fortführung des Sparkurses aus plus ein bisschen etwas on top“, sagte Wedl-Wilson.
Senatsbeschluss zum Haushalt im Juli
Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hatte Ende Januar sogenannte Eckwerte für den Doppelhaushalt 2026/2027 aufgestellt. „Wir haben anhand von diesen Eckwerten versucht, ein Budget aufzustellen, und haben gesagt: Das schaffen wir nicht“, erläuterte die Kultursenatorin. Nun kämen neue Eckwerte.
Im Verlauf dieses Monats sind Haushaltsverhandlungen innerhalb des Senats geplant, bis Ende Juli wird ein Senatsbeschluss erwartet. Ab September berät dann das Berliner Abgeordnetenhaus über den Etat und beschließt ihn voraussichtlich bis Mitte Dezember.