Warum Erwachsene Lego lieben
Berlin - Ein giftgrüner Drache, gerahmte Figuren und schicke Gebäude im Miniaturformat - alles aus Lego: Im Wohnzimmer von Stephan Birner im Berliner Stadtteil Charlottenburg sieht es aus wie in einer Spielzeug-Ausstellung.
Gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Matthias Kornmaier sammelt der 40-Jährige Lego in allen Farben und Formen. „Ich habe schon als Kind gerne damit gespielt. Vor einigen Jahren habe ich diese Leidenschaft wiederentdeckt”, sagt Birner.
Damit ist er nicht allein: Birner, der den Lego-Blog „promobricks.de” mitbetreibt, ist seit drei Jahren Mitglied im Lego-Club „Berliner Steinkultur”. Solche Vereine gibt es auch in Hamburg und München: Lego ist beliebt. Angefangen hat alles vor 60 Jahren. Damals reichte der Däne Godtfred Kirk Christiansen das Patent für den Lego-Stein ein: zwei Mal vier Noppen oben, drei Tunnel unten. So hielten die Klötzchen besser aufeinander als viele andere.
Das Patent gibt es heute nicht mehr, längst werden die Steine auch von Nachahmern produziert. Der Umsatz ging zuletzt zurück, der Konzern gab im Dezember bekannt, rund 1400 Stellen streichen zu müssen. In Deutschland ist Lego dem Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels zufolge aber weiterhin unangefochten Marktführer. Laut Geschäftsführer Willy Fischel liegt das an den klassischen Steinen und den Themenwelten, die Lego immer wieder neu erfindet.
Für Birner ist auch die Haptik des Originals wichtig, nachgeahmte Steine begeistern Liebhaber wie ihn nicht: „Die Struktur ist anders, die Steine fühlen sich nicht gut an in der Hand und halten oft schlecht.” Dazu kommt die Vielfalt beim Original: Es gibt mehr als 3000 verschiedene Elemente in 67 Farben - und unzählige Kombinationsmöglichkeiten. „Man kann sich kreativ ausleben und immer wieder Neues erschaffen”, sagt Felix Fleischer. Das gelte für Kinder und Erwachsene gleichermaßen.
Der 23-Jährige ist ebenfalls Mitglied im Berliner Club. Den Verein gibt es seit sechs Jahren. Einmal pro Monat treffen sich die 25 Mitglieder. Sie sind zwischen 20 und 60 Jahre alt, sechs Frauen sind dabei. Gemeinsam besuchen sie Ausstellungen und Spielemessen. Dazu kommt die Organisation des „Berliner Steinewahns”, der vereinseigenen Ausstellung, die Anfang September in einem Lokal in Berlin-Tegel präsentiert wird. Mehr als 1200 Besucher kamen 2017.
Auch Fleischer war dort mit einem Modell vertreten. Er mag besonders den Science Fiction- und Abenteuer-Bereich. Erst vor kurzem hat er sich den „Millennium Falcon” gekauft, das berühmte Raumschiff aus der „Star Wars”-Reihe. 800 Euro kostet ein Modell. Überhaupt ist Lego kein günstiges Hobby. Birner schätzt, dass er pro Monat rund 200 Euro dafür ausgibt, den Wert seiner Sammlung schätzt er auf mehr als 15 000 Euro. „Das ist auch eine Wertanlage”, erklärt Fleischer, „besonders seltene Modelle sind nach ein paar Jahren das Vielfache wert.” So werde der originale „Millennium Falcon” von 1999 mittlerweile für mehr als 5000 Euro angeboten.
Das Lieblingsstück von Birner lässt sich nicht im Wert beziffern. Das Modell des Berliner Zoopalasts hat er selbst mit einer speziellen Design-Software entworfen. Sein Partner schenkte ihm die Steine dann zu Weihnachten, einige davon kamen aus den USA und aus Australien. Bis ins kleinste Detail hat Birner sein Lieblingskino anschließend nachgebaut, eine Woche saß er daran.
Seine schönsten und witzigsten Modelle zeigt der 40-Jährige beim Bilderdienst Instagram. „Legografie” nennt er das. Einige Figuren und Steine kommen auch stets mit auf Reisen. Am Bodensee entstand so das Foto eines kleinen Lego-Malers mit Staffelei und Farbtöpfen, in Köln eine weihnachtliche Szene vor dem Dom. Und sogar Birners Verlobungsring ziert ein Lego-Stein: schwarzes Plastik auf silbernem Ring. „Lego ist eben überall in meinem Leben”, sagt er und lacht. (dpa)