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Nach Tod eines Schülers Warum eine Behandlung bei Meningokokken schnell gehen muss

Meningokokken sind selten, aber lebensgefährlich. Der Tod eines siebenjährigen Schülers in Potsdam schockt und beunruhigt Eltern. Warum schnelles Handeln bei einer Infektion mit Meningokokken zählt.

Von Monika Wendel, dpa Aktualisiert: 18.09.2025, 15:32
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Schutzimpfung gegen Meningokokken in Deutschland. (Symbolbild)
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Schutzimpfung gegen Meningokokken in Deutschland. (Symbolbild) Sophia Kembowski/dpa/dpa-tmn

Potsdam - Nach dem Tod eines Siebenjährigen an einer Meningokokken-Infektion hat die Stadt Potsdam eine Vorsorgeaktion zum Schutz vor weiteren Ansteckungen fortgesetzt und klärt Verdachtsfälle ab. Meningokokken-Erkrankungen sind selten in Deutschland, aber sehr gefährlich. Entscheidend ist aus Sicht von Medizinern, dass eine Infektion schnell behandelt wird, weil sich der Gesundheitszustand von erkrankten Kindern binnen weniger Stunden dramatisch verschlechtern kann. Wichtige Fragen und Antworten im Überblick: 

Gibt es weitere Verdachtsfälle nach dem Tod des Grundschülers?

Das Gesundheitsamt in Potsdam geht nun Verdachtsfällen nach. „Zwei weitere Verdachtsfälle bedürfen noch einer abschließenden Klärung“, teilte die Stadtverwaltung mit. „Bisher konnten keine Meningokokken nachgewiesen werden.“ Es seien bei den Verdachtsfällen bereits Antibiotika verabreicht worden, die Betroffenen befinden sich laut Stadt in gutem Zustand.

Wie viele Menschen werden vorsorglich behandelt?

Um eine Ausbreitung zu verhindern, werden Menschen, die Kontakt mit dem Jungen gehabt haben oder als Kontaktperson infrage kommen, vorsorglich behandelt oder es wird ihnen das Angebot dazu gemacht. Die Aktion dauerte an. „Insgesamt betrifft dies rund 380 Personen, bei denen ein Prophylaxebedarf besteht oder noch geprüft werden muss“, teilte die Stadt auf Anfrage mit. 

Behandelt werden die Schüler in der Klasse des Siebenjährigen sowie mögliche weitere Kontaktpersonen im Hort und im Sportverein des Jungen. Auch Lehrkräfte und Menschen aus dem Wohnumfeld werden laut Stadt einbezogen. Der Junge war laut Stadt am Dienstag gestorben, am Mittwoch teilte dies die Stadt mit. Die Bestürzung ist groß.

Was ist über die Erkrankung bekannt?

Meningokokken sind Bakterien und werden durch Tröpfchen, etwa beim Husten oder Niesen, auf andere Menschen übertragen. Da die Erreger, die sich im Nasen-Rachen-Raum von Menschen ansiedeln, gewöhnlich außerhalb des Körpers rasch absterben, ist laut Robert Koch-Institut (RKI) für eine Ansteckung ein enger Kontakt erforderlich. 

Meningokokken können eine lebensgefährliche Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung auslösen. Am häufigsten sind Kleinkinder betroffen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt Impfungen gegen verschiedene Serotypen des Erregers. Meningokokken gehören zu den meldepflichtigen Krankheiten. 

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts gab es im vergangenen Jahr 344 schwere Meningokokken-Erkrankungen in Deutschland, in diesem Jahr bislang 227. In Brandenburg gab es 2024 insgesamt 6 Fälle, 2025 bisher 5. 2023 gab es laut RKI 34 Todesfälle. 

Was sollten Eltern wissen?

Entscheidend ist, dass eine Meningokokken-Infektion rasch erkannt und behandelt wird. „Die Erkrankung ist selten, aber wenn sie auftritt, ist sie sehr gefährlich. Man muss schnell reagieren“, sagte Anke Steuerer, Vizepräsidentin des Berufsverbands BVKJ, in dem Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte zusammengeschossen sind, der Deutschen Presse-Agentur. „Das Zeitfenster ist sehr klein.“ 

Die Erkrankung beginnt oft wie eine Erkältung mit Fieber und Kopfschmerzen. Aber der Gesundheitszustand verschlechtere sich innerhalb weniger Stunden rapide, sagte die Kinderärztin Steuerer. Das Allgemeinbefinden der betroffenen Kinder werde rasch schlechter. 

Sie könnten Hauteinblutungen bekommen und einen steifen Nacken, so dass sie sich mit dem Gesicht nicht mehr bis zum Knie vorbeugen könnten. Das können Eltern mit einem „Kniekuss“-Test überprüfen - dabei sollen Betroffene sitzend mit angewinkelten Beinen versuchen, ein Knie zu küssen. Panik sei aber nicht angebracht, betonte Kinderärztin Steuerer. Bei herkömmlichen Erkältungen bei kleinen Kindern helfe meist Fiebersaft, der bei Meningokokken jedoch keine Besserung bringe.