Wahl Wahl: Neuschwanstein ist kein «neues Weltwunder»
München/ddp. - Die Chinesische Mauer oder das Kolosseum in Romwaren letztlich nicht zu bezwingen: Das bayerische MärchenschlossNeuschwanstein ist bei der Wahl der «Neuen sieben Weltwunder»unterlegen - und muss sich gemeinsam mit den übrigen Verlierern denundankbaren achten Platz teilen. Die Trauer bei den Freunden des vonKönig Ludwig II. erbauten Schlosses bei Füssen hielt sich dennoch inGrenzen. «Für uns ist und bleibt Neuschwanstein ein Kunstwerk vonWeltrang», sagte etwa Bayerns Finanzminister und «Schlossherr» KurtFaltlhauser (CSU).
Auch für Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), der sich zuletztpersönlich für den einzigen verbliebenen deutschen Teilnehmer starkgemacht hatte, bestand kein Anlass zur Wehmut. Er habe sich zwar mehrgewünscht, aber Neuschwanstein habe Deutschland in dem Wettbewerbwürdig vertreten, sagte er und wusste auch einen Grund für dieAbstimmungsniederlage: Die Konkurrenz sei einfach «riesig» gewesen,betonte er. Faltlhauser räumte ein, dass Neuschwanstein in derWahrnehmung der Deutschen mehr eine bayerische Besonderheit sei alsein Nationalgut.
Bei der Bekanntgabe der «Neuen sieben Weltwunder» am Samstagabendim Rahmen einer großen Gala in Lissabon machten denn auch anderebekannte Bauwerke aus aller Welt das Rennen: die Ruinen von ChichenItza in Mexiko, die Chinesische Mauer, die Jesus-Statue in Rio deJaneiro, das Kolosseum in Rom, die Inka-Stadt Machu Picchu in Peru,die Felsenstadt Petra in Jordanien und das Mausoleum Taj Mahal inIndien. Kleiner Trost für Neuschwanstein: Auch die Akropolis in Athenund der Pariser Eiffelturm schafften es im Finale der letzten 20Teilnehmer nicht unter die ersten sieben.
Die Abstimmung war vom Schweizer Autor Bernard Weber vor siebenJahren ins Leben gerufen worden. Zur Wahl standen zunächst 200Gebäude und Monumente auf der ganzen Erde. Rund 20 MillionenInternet-Wähler reduzierten die Liste auf 77 Kandidaten. Eine Juryaus sieben internationalen Architekten ermittelte daraus dann dieFinalisten, über die per Internet oder Telefon erneut abgestimmtwerden konnte.
Die Wahl war und ist allerdings auch umstritten. DieWeltkulturorganisation UNESCO distanzierte sich und teilte mit, die«Neuen sieben Weltwunder» seien das Resultat einer Privataktion. DasErgebnis reflektiere nur die Meinung derjenigen mitInternet-Anschluss. Auch müssten die Auswahlkriterienwissenschaftlich definiert werden. Die Medienkampagne von InitiatorWeber sei nicht mit dem Prozess zu vergleichen, den ein Kandidatdurchlaufen müsse, um auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste verzeichnetzu werden.
Ob wissenschaftlich fundiert oder Willkür, für die Initiative «EinWeltwunder für Deutschland» bleibt Neuschwanstein auch nach derWahlpleite ein «internationales Top-Ziel für Gäste aus aller Welt».Der Sprecher der Initiative, Landrat Johann Fleschhut (Freie Wähler)aus dem Ostallgäu sagte, er rechne auch künftig jährlich mit mehr als1,2 Millionen Besuchern auf dem Schloss. Das hat laut Prinz Luitpoldvon Bayern auch einen Grund: Auf der ganzen Welt liebten die MenschenSchloss Neuschwanstein - Weltwunder hin oder her.
