Vulkanausbruch Vulkanausbruch: Erdbeben macht 1000 Menschen obdachlos

Catania/Linguaglossa/dpa. - Ein Erdbeben am Lava und Asche spuckenden Ätna auf Sizilien hat am Dienstag über 1000 Menschen obdachlos gemacht. Der Erdstoß von der Stärke 4,4 auf der Richterskala zerstörte oder beschädigte hunderte Häuser vor allem in der Ortschaft Santa Venerina am Fuße des Vulkans. Nach Angaben der Behörden gab es keine Verletzten. Zugleich wälzte sich die Lavaflut weiter in das Tal. Eine dunkle Aschewolke breitete sich bis nach Malta und Nordafrika aus. In Catania wurden Atemmasken verteilt, berichtete das italienische Fernsehen am Abend.
Rettungsmannschaften errichteten in dem Krisengebiet Zelte für Obdachlose. Feuerwehrleute und Angehörige des Zivilschutzes aus ganz Italien standen vor einem Einsatz in Sizilien. Die Regierung in Rom wollte am Abend zusammentreten und über die Ausrufung des Notstands beraten.
Viele Menschen in der Erdbebenregion rannten bei dem Erdstoß in Panik ins Freie. Auch in der Hafenmetropole Catania waren die Erdstöße zu spüren. Unmittelbar darauf ging erneut ein dunkler Ascheregen nieder. «So schlimm waren die Auswirkungen eines Ätnaausbruchs noch nie», meinte ein Bewohner. Vor allem älteren Menschen falle das Atmen schwer. Der Flughafen von Catania bleibt bis Donnerstag geschlossen. Ein Vulkanologe sagte allerdings, es sei nicht ganz klar, ob zwischen dem Erdbeben und dem Ausbruch ein Zusammenhang bestehe.
Große Teile der Nordostseite des Vulkans seien um etwa einen Meter in Richtung Meer verschoben worden, sagte der deutsche Vulkanologe Boris Behnke der dpa. Er warnte davor, die Gefahren des Bebens zu unterschätzen. «Der Berg ist in Bewegung geraten». Allerdings bedrohe die Lava derzeit keine größeren Ortschaften.
Experten sprachen von einem der schwersten Ätna-Eruptionen seit Jahren. Die Feuerwehr versuchte weiter, mit Baggern Schneisen zu schlagen, damit die Lavaströme keine Ortschaften gefährden. Am bedrohlichsten ist die Lage weiterhin in der Nähe des Skiortes Linguaglossa (deutsch: Lavazunge) am Nordostrand des über 3300 Meter hohen Berges. Hier zerstörten Flammen Teile eines der schönsten Pinienwälder der Mittelmeerinsel. «Die Lava kommt immer näher», berichtete ein Augenzeuge. Wie auf Sizilien schossen aus dem Vulkan auf der nahe gelegenen Insel Stromboli Lavafontänen über 200 Meter in die Höhe.
«Die ganze Stadt ist von feiner dunkler Asche bedeckt», berichtete ein Bewohner in Catania. Wie andere Ortschaften ordnete auch Catania an, dass die Schulen für mehrere Tage geschlossen werden. Der Motorrad- und Mopedverkehr wurde verboten, da man mit Zweirädern auf der Asche leicht ausrutschen könne.
In der Nacht spuckten erneut etwa ein Dutzend Krater des Ätnas Lava in den Himmel. Der aktivste Vulkan Europas war am Sonntag ausgebrochen. Erst im Juli vergangenen Jahr hatten nach einer schweren Eruption die Lavaströme über Wochen hinweg mehrere Dörfer bedroht. 1979 waren bei einem Ausbruch am Ätna mehrere Touristen ums Leben gekommen.
