Vorzeitige Haftentlassung Vorzeitige Haftentlassung: Ex-Boxer René Weller kommt frei
Pforzheim/dpa. - Schöne Frauen, schnelle Autos, teurer Schmuck: das war das Leben von René Weller. Der ehemalige Box-Europameister ließ kaum eine Gelegenheit aus, sein Image als Playboy und schillernder Paradiesvogel zu bestätigen. Dann kam der Absturz: Wegen Drogenhandels nahm ihn die Polizei im Juni 1998 bei einer Geldübergabe vor einem Ettlinger Hotel fest. Das Landgericht Karlsruhe verurteilte ihn zu sieben Jahren Haft. Am 31. Januar hat er zwei Drittel der Strafe abgesessen und kommt voraussichtlich wegen guter Führung vorzeitig frei.
«Die Freiheit ist der Wahnsinn», sagt der 49-Jährige, der bereits seit einigen Monaten tagsüber als Freigänger arbeiten geht. Bei der Katalysatoren-Firma Uni-Fit in Engelsbrand hat seine Mutter ihm eine Stelle als Lagerarbeiter vermittelt. Das ist aber nur eine Übergangslösung. «Wenn ich in zwei Wochen entlassen werde, will ich erst eine Weltreise machen und dann auf Gran Canaria als Sportlehrer arbeiten», sagt Weller.
Seine Solarium-Bräune und seine Goldkettchen hat sich der «schöne René» im Knast nicht nehmen lassen. Und auch sonst - beteuert er - habe ihn die Zeit hinter Gittern nicht gebrochen: «Es war hart, aber ich bin der Alte geblieben. Schöne Frauen und schöne Autos liebe ich immer noch.» Jeden Tag habe er gut eine Stunde lang im Fitnessraum des Gefängnisses von Heimsheim trainiert. Bei einem Benefiz- Schaukampf in Kirchheim/Teck konnte er vor wenigen Wochen zeigen, dass er seine Muskeln und harten Fäuste nicht verloren hat.
Treu geblieben seien ihm auch seine vielen Freunde, sagt der gebürtige Pforzheimer. Im Gefängnis habe er oft Besuch bekommen. Verraten fühlt er sich dagegen von seinem Anwalt: «Der war eine Katastrophe.» Weller gibt zu, dass er einen «Riesenfehler» begangen hat, aber mit Drogen will er nie etwas zu tun gehabt haben. Die Geldübergabe vor dem Ettlinger Hotel sei eine Falle gewesen. «Ich wollte nur einer Freundin einen Gefallen tun», behauptet der frühere Weltklasse-Athlet bis heute.
Mit seinen sportlichen Erfolgen im Leichtgewicht hatte der gelernte Heizungsmonteur und Goldschmied in den 80er Jahren das Boxen in Deutschland wieder populär gemacht. Die heutigen Boxstars beobachtet er mit gemischten Gefühlen: «Es wird nicht mehr so spektakulär geboxt. Es ist einfacher, Weltmeister zu werden. Früher gab es drei Weltverbände, heute acht.»
Bei gelegentlichen Schaukämpfen für Allstars will der 60-Kilo-Mann den Jungen zeigen, was Boxen ist. Darüber hinaus hat er sich aber auch für andere Disziplinen geöffnet: Er will in Kürze einen Gedichtband mit Zellenlyrik und ein Musikalbum veröffentlichen. Titel der CD: «Ich bin wieder hier.»