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Vorhersagen Vorhersagen: Wetterleute geloben Besserung

Von GUNTHER IMMENHOFF 12.04.2011, 21:22
Bis zum 15. April 2011 wollen mehrere hundert Wissenschaftler diskutieren, ob es einen Zusammenhang zwischen Wetter und Kriminalität gibt oder wie das Klima den Tourismus verändern wird. (FOTO: DPA)
Bis zum 15. April 2011 wollen mehrere hundert Wissenschaftler diskutieren, ob es einen Zusammenhang zwischen Wetter und Kriminalität gibt oder wie das Klima den Tourismus verändern wird. (FOTO: DPA) dpa

HAMBURG/LEIPZIG/MZ/DAPD. - DetaillierteLangzeitprognosen für das Wetter soll es künftignicht mehr geben. Mit einer Erklärung habensich Teilnehmer des 6. Extremwetter-Kongressesam Dienstag in Hamburg gegen derartige Vorhersagenausgesprochen. "Wir wollen mit der Erklärungdie Seriosität unserer Branche wahren", sagtMeteorologe und TV-Wettermoderator Sven s>Plöger.Es sei möglich, kurzfristige sehr gute Wetterprognosenzu machen. Konkrete Aussagen über einen Zeitraumvon mehr als 15 Tagen oder gar den kommendenSommer seien unmöglich. Auf Initiative Plögersund des Leiters des Instituts für Wetter-und Klimakommunikation (IWK) Hamburg, FrankBöttcher, unterzeichneten zu Beginn des Kongresseszahlreiche Teilnehmer eine "Hamburger Erklärung".

Bei dem Kongress, der vom IWK veranstaltetwird, beraten rund 1600 Wetter- und Klimaexpertenbis zum Freitag unter anderem über den Umgangmit Extremwetterereignissen sowie die Folgendes möglichen Klimawandels.

Detaillierte Wetter-Langzeitprognosen sindnach Ansicht des Mitgeschäftsführers des IWK,Alexander Hübener, wissenschaftlich unmöglich.In bestimmten Medien tauchten jedoch immerwieder vermeintlich exakte Temperaturkurvenfür die nächsten Monate auf, sagt er. "DieseAussagen sind schlicht unhaltbar."

Grund hierfür sei unter anderem die Anzahlder Messdaten. Die Atmosphäre sei ein "chaotischesSystem", so Hübener. Dieses System könne mitMesswerten zwar mittlerweile gut abgedecktund beschrieben werden. Diese Daten reichtenaber nur aus, um das Wetter für konkrete Orteund Zeitpunkte genau zu erklären. Darüberhinaus genüge die Leistungsfähigkeit der Computernicht, um längere Zeiträume exakt zu berechnen.

Von den wissenschaftlich nicht haltbaren detailliertenLangzeitprognosen müsse jedoch der sogenannteklimatologische Trend strengs> unterschiedenwerden. Einen solchen erstellt beispielsweiseder Deutschen Wetterdienst (DWD). Dabei werdenMittelwerte über mehrere Monate vorgegeben."Wir können beispielsweise sagen: Der Juniwird nass. Wir können aber nicht sagen: Am15. Juni wird es regnen", betont Hübener.

So sieht das auch der Meteorologe und MDR-WettermoderatorThomas Globig, der die Erklärung per Fax unterschriebenhat. "Es gibt Meteorologen, die mit ihrenLangfrist-Prognosen die ganze Zunft in Verrufbringen" meint er. "Wir haben Modelle fürzehn 15 Tage und teilweise darüber hinaus.Aber diese schwanken so stark, dass sie füreine seriöse Vorhersage nicht ausreichen.Wenn es dann zu Abweichungen von bis zu 20Grad kommt, werden wir unglaubwürdig. Ichsehe in seriöse Wetterkarten und nicht ineine Glaskugel! Das muss man den Lesern, Zuhörernund Zuschauern dann auch vermitteln", betontGlobig.

Wie das Wetter zu Ostern wird? "Ich weiß esnicht", sagt Globig. Immerhin: Am Wochenendewill er eine Oster-Vorhersage wagen.