Geflügelpest in Brandenburg Vogelgrippe trifft Linum hart - Betriebe in Alarmstimmung
Die Kranich-Saison in Linum endet tragisch - mit massenhaft toten Tieren und fehlenden Touristen. Brandenburg kämpft mit dem Ausbruch der Vogelgrippe. Auch Verbraucher bekommen das zu spüren.

Linum - Es ist ein wenig makaber: Kraniche sind im Eldorado für Wildvögel im kleinen Dorf Linum derzeit eher ausgestopft in der „Storchenschmiede“ zu sehen. Jetzt, wo die Kranich-Saison dort endet, bleiben die Bilder im Gedächtnis: Wegen der Vogelgrippe wurden in diesem Herbst 2.220 tote Vögel eingesammelt und beseitigt - ein Kraftakt für die Helfer.
Die Zahl dürfte laut Agrarministerium bis Ende der Woche auf 2.500 steigen. Dann soll das große Kranich-Sterben im Nordwesten Brandenburgs abgeflaut sein. In Geflügelbetrieben breitet sich die Vogelgrippe weiter aus.
„Gemeinsam stark“
„In der Krise sind wir gemeinsam stark“, sagt Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) bei ihrem Besuch in Linum. Sie lobt den Zusammenhalt und das Engagement der Helfer, darunter etliche Ehrenamtliche.
Die Kranich-Rast mit Zehntausenden Wildvögeln ist in Linum normalerweise die wichtigste Saison, weil Touristen etwa aus dem rund 50 Kilometer entfernten Berlin und aus anderen Regionen anreisen. Der Ort sei derzeit aber nicht unbedingt „ein Reiseziel Top Ten“, meint eine Gemeinde-Vertreterin.
Aus Berlin ist vor rund einem Jahr Fulvio Kudernatsch in die Region gezogen. Er wollte eigentlich beim jährlichen Kranich-Zählen des Naturschutzbundes Nabu helfen, machte dann aber beim Einsammeln der vielen Kranich-Kadaver mit. Das sei ein bisschen wie in einem Katastrophenfilm gewesen, sagt der 35-Jährige.
Er und andere Einsatzkräfte auch vom Landesbetrieb Forst sowie Ranger und Landfrauen hätten die Krise gemeinsam gemeistert, sagt Agrarministerin Mittelstädt. Die Kranich-Funde gingen zurück, „sodass wir davon ausgehen können, dass sich das Seuchengeschehen in Richtung Süden verlagert“, sagt Agrarstaatssekretär Stephan Nickisch. In Linum fährt derzeit noch ein Behörden-Mitarbeiter mit dem Auto gemeldete Funde von toten Wildvögeln ab, die dann eingesammelt werden.
Ministerin: Geflügelpest noch nicht vorbei
„Aber die Geflügelgrippe ist noch nicht vorbei“, sagt die Ministerin, die früher selbst Landwirtin war. Der Vogelzug der Kraniche nehme zwar ab, aber bei anderen Tierarten wie Wildgänsen, Enten und Schwänen setze er erst noch ein. „Das bedeutet, dass wir immer noch Obacht haben müssen.“
Die Agrarbranche ist wegen der Vogelgrippe in Alarmstimmung. „Jeder hofft, dass es ihn nicht trifft“, heißt es von einem Agrarunternehmen aus der Prignitz, das aber nicht gern über die Stimmung reden will. Erst am Mittwoch kam aus dem Landkreis die Hiobsbotschaft, dass es wieder einen Gänse-Betrieb getroffen hat. Es müssen 15.500 Tiere getötet werden.
Die Bilanz bislang in Brandenburg: In sieben Geflügelbetrieben wurde die Vogelgrippe nachgewiesen. Um die 155.000 Tiere mussten sterben. So schlimm war das Ausmaß bislang nur im Jahr 2016/2017.
Verfügbarkeit frischer Gänse aus Brandenburg wird kleiner
Die Krise kommt zur Unzeit, da rund um den Martinstag am 11. November bis Weihnachten die Hochsaison für das Geschäft mit Gänsen und Enten bevorsteht. Frische Gänse und Enten, die aus Brandenburg kommen, können für den Festtagsbraten durchaus rarer werden.
Bei der regionalen Verfügbarkeit von Geflügel aus dem Land Brandenburg werde es durchaus schwierig werden, sagte die Agrarministerin. „Ich will hier aber keine Panik und Hysterie verbreiten.“ Es werde stattdessen tiefgefrorene Ware geben, da Enten und Gänse aufgrund der Vogelgrippe vorzeitig geschlachtet worden seien, so die Ministerin. Bei Eiern sieht die Ministerin keine spürbare Verknappung. „Wir sehen im Eierbereich jetzt keine wirkliche Marktverzerrung.“