Verliebt sein Verliebt sein: Erste Hürden überspringen

Osnabrück/Hamburg/dpa. - Yvonne hat es erwischt: Seit Tagenkann sie kaum etwas essen, denn die Bankkauffrau aus Osnabrück istfrisch verliebt. Ein tolles Gefühl: Schmetterlinge kreisen 24 Stundenam Tag durch ihren Bauch. Aber eine Sache lässt der 28-Jährigen keineRuhe: «Nächste Woche feiert meine Freundin ihre Hochzeit. Soll ichihn da schon mitbringen, oder ist es dafür noch zu früh?»
Gerade wenn die Beziehung frisch und der Partner mit seinenStärken und Macken wenig erforscht ist, stellen sich eine Mengesolcher Fragen: «Wann stelle ich ihn meinen Freunden vor? Was kannich zum Geburtstag schenken? Soll ich ihm oder ihr schon alles übermich erzählen?» In seinem Buch «Die Liebe, der Alltag und ich»erläutert Prof. Wolfgang Hantel-Quitmann von der Hochschule fürAngewandte Wissenschaften in Hamburg, wie aus der «verliebten Liebe»eine «gelebte Liebe» werden kann.
Wenn es sich so anfühlt, dass er oder sie der Richtige ist, dannsollte man das auch zeigen, rät der Psychologe und Paartherapeut.«Nehme ich ihn oder sie zur Hochzeit eines Freundes mit, dann istdies ein Vertrauensbeweis. Ich sage durch die Blume, dass ich zudieser Beziehung stehe.»
Und schließlich sei das A und O einer jeden Beziehung - egal, wielange diese bis zu dem Zeitpunkt schon besteht - eine gute undehrliche Kommunikation. «Verliebt sein bedeutet im psychologischenSinne, den Sexualpartner zu idealisieren. Dieser Mensch wird miteinem Glorienschein gesehen, und seine Nähe gibt Kraft und Wärme»,fügt Hantel-Quitmann hinzu. Vieles funktioniert dabei von ganzallein: «Intimität in einer Beziehung entsteht durch gegenseitigeSelbsteröffnung. Ein Paar begibt sich auf eine Entdeckungsreise, dieandere Person, ihre Geschichte, ihr Wertesystem kennen zu lernen»,heißt es weiter. Doch dieses Gefühl der Verliebtheit macht eben auchratlos.
Was verschenke ich zum Beispiel zum Geburtstag, wenn ich den neuenPartner noch nicht so gut kenne? Paarpsychologe Marcus Damm aus Wormsist der Ansicht, dass einige typische Geschenke nie falsch seinkönnen: «Bei Frauen geht zum Beispiel: Zum Essen einladen, in eineandere Stadt reisen, Gutscheine von Modeboutiquen oder Parfümerien.»Für Männer dagegen kämen Klassiker wie Gutscheine für Sportgeschäfte,eine schöne Armbanduhr oder Konzertkarten in Frage. Für Stirnrunzelnsorgen bei Frauen dagegen Tickets für die Bundesliga oderPlaystation-Spiele, sagt Damm. Und Männer freuen sich womöglich wenigüber Socken, Krawatten oder ein Kochbuch.
«Männer sollten spendabel, Frauen einfallsreich sein», fasst Dammzusammen. Dazu spricht der Experte eine weitere Hürde an, dieFrischverliebte überwinden müssen und formuliert einen Tipp: «Dererste gemeinsame Besuch bei den Eltern sollte erst nach ungefähr dreiMonaten stattfinden.» Diese vergleichsweise lange Zeit sei notwendig,um die Beziehung so weit zu stabilisieren, dass der Elternbesuchroutiniert angegangen werden kann. Ein kleines Gastgeschenk wieBlumen oder Wein, aber auch ein positives Auftreten helfen, einenpositiven ersten Eindruck zu hinterlassen.
Aber selbst wenn der «Antrittsbesuch» bei Mutter und Vatererfolgreich verläuft: Nach den ersten Wochen auf Wolke Sieben fallendie ersten Macken an der neuen Partnerin, am neuen Partner auf. DieseSituation sollten Paare mit Offenheit lösen: «Studien belegen, dassglückliche Paare Meinungsverschiedenheiten mit Humor lösen»,erläutert Beziehungsexperte Damm.
Wenn also das laute Teeschlürfen des neuen Freundes nervt, könnezunächst versucht werden, dies ironisch mitzuteilen. Wenn das nichthilft, sollte es ernsthaft probiert werden: «Sorry, aber ich kann dasnicht hören - wahrscheinlich, weil es früher bei uns immer sogesittet zuging.» Beim ersten Streit dagegen sollten immerVerhaltensweisen konkret benannt und nie die Person selbstangegriffen werden.
Wenn diese ersten Hürden überwunden sind, steht dem Übergang vomVerliebtsein zur Liebe im Alltag nichts mehr im Weg: «Der Alltag istnicht der Todfeind der Liebe», sagt Hantel-Quitmann. Beide Partnermüssen ihn aber gemeinsam wagen. Dann stellten sich auch auf Dauergroße Intimität ein und die Fähigkeit, Konflikte gemeinsam zu lösen.
Literatur: Wolfgang Hantel-Quitmann: Die Liebe, der Alltag undich. Partnerschaft zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Herder Verlag,ISBN-13: 978-3451-055614, 8,90 Euro. Marcus Damm: Psychologie derKommunikation: Erfolgreich Partnersuche, Zweierbeziehungen undBerufsalltag meistern. Junfermann Verlag, ISBN-13: 978-387 387 5647,12,50 Euro.