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Verhinderter Amoklauf Verhinderter Amoklauf: Schüler aus Berlin besaß 13 Softair-Waffen

26.11.2006, 21:02
Blick auf die Bertha-von-Suttner-Schule in Berlin-Reinickendorf, wo nach Polizeiangaben ein Amoklauf eines Schülers verhindert worden ist. (Foto: dpa)
Blick auf die Bertha-von-Suttner-Schule in Berlin-Reinickendorf, wo nach Polizeiangaben ein Amoklauf eines Schülers verhindert worden ist. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Der wegen eines angekündigten Amoklaufs am Donnerstag festgenommene Berliner Schüler soll ein Arsenal an so genannten Softair-Waffen besessen haben. Bei einer Wohnungsdurchsuchung fanden Polizisten 13 solcher Waffen, unter anderem Gewehre, Pistolen und Maschinengewehre sowie gewaltverherrlichende Computerspiele, wie die «Berliner Morgenpost»am Samstag berichtete. Softairwaffen sind täuschend echt wirkendeNachbildungen von Schusswaffen. Sie funktionieren mit Gas- oderLuftdruck, sind aber relativ ungefährlich.

Die Fahnder hätten außerdem eine Art Todesliste gefunden, auf dersich die Namen von fünf Mädchen befanden sowie Beschreibungen, wiesie getötet werden sollten. Ein Polizeisprecher konnte die Angabender Zeitung am Wochenende nicht bestätigen.

In dem Fall ist mittlerweile auch das zuständige Jugendamt aktivgeworden. Laut der Zeitung wurde in einem Gespräch zwischen Elternund Schulleitung vereinbart, dass der Jugendliche bis auf weiteresnicht am Unterricht teilnimmt. Man wolle erst einmal die Ergebnisseder polizeilichen Ermittlungen abwarten, sagte ein Lehrer.

Am Freitagabend war der 17-jährige Schüler der Bertha-von-Suttner-Oberschule in Reinickendorf von der Polizei wieder freigelassen undden Eltern übergeben worden. Jugendrichter und Staatsanwalt sahennach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft «keine rechtlicheHandhabe», den Jugendlichen in Untersuchungshaft zu nehmen oder ineiner psychiatrischen Anstalt unterzubringen. Die bloße Ankündigungeiner Straftat ohne die tatsächlichen Möglichkeiten zur Realisierungrechtfertigten bei einem bislang unbescholtenen Jugendlichen keineHaft- oder Unterbringungsgründe, hieß es zur Begründung von derStaatsanwaltschaft.

Der Jugendliche soll vor Mitschülern einen Amoklauf angekündigthaben. Nach Behördenangaben alarmierte eine Lehrerin die Polizei,nachdem sie von Schülern über die Äußerungen des Jugendlicheninformiert worden war. Scharfe Waffen oder Sprengstoff wurden in derWohnung des Schülers jedenfalls nicht gefunden.

Im einem am Freitag bekannt gewordenen zweiten Fall einerTodesliste, die ein Jugendlicher an der Reinickendorfer Friedrich-Engels-Oberschule angefertigt haben soll, gab die Polizei am SamstagEntwarnung. Sie habe Namen von Mitschülern enthalten, die «er mag unddie er nicht mag. Das ist alles», sagte ein Sprecher.

Beim Amoklauf eines Ex-Schülers im westfälischen Emsdetten warenam vergangenen Montag 37 Menschen verletzt worden. Der 18-Jährigehatte sich nach dem Überfall auf seine frühere Schule selbst getötet.Die 700 Schüler der Geschwister-Scholl-Realschule sollen von Montagan wieder nach Stundenplan lernen. Wegen der gezündeten Rauchbombenmuss das Schulgebäude saniert werden und bleibt noch längere Zeitgeschlossen. Die Schüler sind auf Ersatzklassenzimmer in anderenSchulen der Stadt verteilt worden.

Der Leiter der schulpsychologischen Beratungsstelle der StadtMünster, der sich mit anderen Betreuern um die Schüler kümmerte,stellte in einem Interview mit der «Welt am Sonntag» das Rätselhafteder Tat heraus. Bei den Gesprächen mit den Schülern sei stets dieFrage aufgetaucht, «wie kann er so sein?, wie kann er so etwas tun?»,man habe ihn doch anders gekannt, erklärte der Psychologe LotharDunkel.