Vergewaltigung unter Grundschülern Vergewaltigung unter Grundschülern: Die Vorgeschichte einer grausamen Tat
Berlin - Eine Vergewaltigung unter Grundschülern: Der Fall aus einer Berliner Klasse sorgte bundesweit für Aufsehen. Auf einer Klassenfahrt im Juni halten zwei Elfjährige einen zehnjährigen Jungen fest, ein drittes Kind vergewaltigt das Opfer. 38 Kinder hatten die Reise unter dem Motto „Aus Mitschülern werden Teams“ unternommen.
Die Ermittlungen sind inzwischen eingestellt, da alle Beteiligten so jung und damit strafunmündig sind. Klar ist: Der Haupttäter stammt aus Afghanistan, wie auch einer der Mittäter.
Die Berliner Zeitung sprach in dieser Woche mit Gabriele K. (Name von der Redaktion geändert), die diesen elfjährigen Mittäter als ehrenamtliche Flüchtlingshelferin betreute. Sie berichtet über Versäumnisse der Behörden und gibt Anhaltspunkte für die Vorgeschichte der abscheulichen Tat. Sie fragt sich, ob der Junge zum Mittäter geworden wäre, wenn er früher Hilfe bekommen hätte.
Der Junge Sami (Name von der Redaktion geändert) kam laut Gabriele K. mit seinem Vater vor über zwei Jahren nach Deutschland. Sein jüngerer Bruder sei gehbehindert und wird in Deutschland in einem Pflegeheim betreut. Die Mutter ging demnach auf der Flucht verloren, sie lebe inzwischen in der Türkei, der Junge habe keinen Kontakt mehr zu ihr.
Der Vater sei in Berlin zunächst gemeinsam mit Sami in einem Flüchtlingsheim im bürgerlichen Südosten der Hauptstadt untergekommen. Sami ist damals an seiner Schule unauffällig, habe sehr gute Noten. Nicht so gut scheint der Vater, der weder Lesen noch Schreiben kann, in Deutschland angekommen zu sein. „Der Vater ist völlig überfordert, das Kind wiederum hat immer nach Orientierung verlangt“, berichtet die pensionierte Lehrerin K. der Berliner Zeitung.
Grundschüler vergewaltigen Jungen: Umzug in schwierigen Berliner Stadtteil
Mitte 2017 ziehen Vater und Sohn in eine kleine Wohnung im sozial schwierigen Stadtteil Hellersdorf. Sami muss an eine Schule, an der sich soziale Probleme häufen. Der Junge aus Afghanistan ist plötzlich häufig in Schlägereien mit Sechstklässlern verwickelt. Er spricht das offenbar gegenüber der Flüchtlingshelferin an: „An dieser Schule geht es nur darum, wer der Stärkere ist. Ich finde das nicht gut, aber ich kann mir auch nicht alles gefallen lassen.“ Sami wird aggressiv – auch gegen sich selbst.
Im November 2017 schaltet Gabriele K. das Jugendamt ein, weil sich Sami selbst verletzt. Über vier Monate später wird zwar ein Familienhelfer genehmigt, eine Traumatherapie aber abgelehnt. Doch in der Schule wurde der Junge immer auffälliger, mehrmals habe er die Klasse verlassen müssen, weil er Lehrer beschimpft. Er freundet sich mit einem anderen Afghanen an – mit dem Jungen, der später den Mitschüler vergewaltigen wird.
Die Flüchtlingshelferin erfährt später, was passiert ist. Der Junge habe damals gar nicht gewusst, was eine Vergewaltigung ist, sagte sie. Ihm das zu erklären, fiel ihr allzu schwer. Sie möchte Sami jetzt nicht weiter betreuen. Eine Vergewaltigung durch eine Kindergruppe ist für sie etwas so Schreckliches, dass sie es selber nicht richtig verarbeiten kann. Psychologisch betreut werde Sami bis heute nicht. (mz)