Studie Verfolgte der DDR-Diktatur von Altersarmut bedroht

Berlin - Berliner, die in der DDR politisch verfolgt wurden, haben laut einer Studie ein hohes Risiko für Altersarmut. Sie hätten ein deutlich geringeres Einkommen als der Durchschnitt der Berliner Bevölkerung, teilte der Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (BAB), Tom Sello, am Montag mit. Das zeige eine erste Teilstudie zum Stand der Aufarbeitung der DDR-Diktatur in Berlin.
Die Studie wird erstellt vom Berliner Institut für Sozialforschung. Sie durchleuchtet Hilfs- und Beratungsangebote des Landes für Opfer der SED-Diktatur - darunter politische Häftlinge oder Jugendliche, die in sogenannten Jugendwerkhöfen untergebracht wurden. Dafür wurden 21 Opfer aktiv interviewt, weitere 487 Personen nahmen an einer Online-Befragung teil.
Das durchschnittliche Einkommen der Befragten mit Rehabilitierungsantrag betrug demnach 1418 Euro (ohne die Leistungen aus den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen). Das Durchschnittseinkommen der Gesamtbevölkerung Berlins lag bei 1621 Euro.
Der Aufarbeitungs-Beauftragte Sello forderte eine deutliche Erhöhung der Opferrente. „Im Sinne der zumeist älteren Betroffenen sind schnelle Lösungen gefragt.“ Entsprechende Vorschläge hätten alle Landesbeauftragten bereits an die Landesregierungen und den Bund herangetragen.
„Die Langzeitfolgen der politischen Verfolgung sind bei den Betroffenen unübersehbar“, erläuterte die Projektleiterin der Studie, Eva Schulze. „Sie zeigen sich noch heute in gesundheitlicher, oft auch psychischer Belastung und in einer prekären finanziellen Situation.“