Automobilindustrie Verband: Lage der Autoindustrie ist alarmierend
Thüringens Autoindustrie steckt in einem schwierigen Strukturwandel, der vor allem die vielen Zulieferfirmen trifft. Nun hat die Branchenvereinigung Unternehmen zu ihrer wirtschaftlichen Lage befragt.

Erfurt - Die Krise der Thüringer Automobilindustrie hat sich nach Einschätzung der Branchenvereinigung weiter zugespitzt. Die Automobilindustrie, die über Jahre das Umsatzschwergewicht in der Thüringer Industrie war, verbuche kräftige Umsatzverluste. Eine aktuelle Befragung habe „ein alarmierendes Bild der wirtschaftlichen Lage“ ergeben, teilte die Branchenvereinigung Automotive Thüringen (AT) in Erfurt mit. Die Automobilindustrie ist vor allem durch Zulieferfirmen geprägt mit Tausenden Beschäftigten.
Grund der Probleme sei eine anhaltend schwache Nachfrage, ein aus Sicht der Unternehmen unsicherer Kurs bei der Elektromobilität, strukturelle Wettbewerbsprobleme sowie internationale Spannungen.
Unsicherheit lähmt Unternehmen
Der Vorstandsvorsitzende Mathias Hasecke erklärte: „Wenn drei von
vier Unternehmen Umsatzrückgänge verzeichnen und die Investitionsbereitschaft auf historische Tiefststände fällt, dann müssen wir erkennen: Das ist keine normale Marktanpassung mehr, das ist eine strukturelle Standortkrise.“ Die Unsicherheit lähme Investitionen und gefährde die Innovationsfähigkeit der Branche. Hohe Energie- und Nebenkosten belasteten zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. „Der Standort Deutschland kann sich diese Handbremse im internationalen Wettbewerb nicht länger leisten“, so Hasecke.
Laut Umfrage verbuchen nur elf Prozent der Unternehmen steigende Umsätze, lediglich neun Prozent vermeldeten Beschäftigungszuwächse. 72 Prozent berichteten von Umsatzrückgängen, 56 Prozent von weniger Beschäftigten. Die Investitionsbereitschaft sei auf einem neuen Tiefpunkt angelangt - nur noch 27 Prozent der Unternehmen planten mittelfristig Investitionen in Thüringen – im Vergleich zu 76 Prozent im Jahr 2021.
Ausweg mit Einstieg ins Rüstungsgeschäft?
Die Debatte um das EU-weit geplante Verbrennerverbot ab 2035 trägt nach Einschätzung weiter zur Verunsicherung bei. 85 Prozent der Thüringer Zulieferer hielten ein solches Verbot für nicht sinnvoll. Um die Risiken im Kerngeschäft abzufedern, setzen immer mehr Unternehmen auf neue Geschäftsfelder. 79 Prozent der befragten Zulieferer hätten entsprechende Pläne. Besonders stark wachse das Interesse am Verteidigungssektor. 67 Prozent der Befragten wollen auf diesem Gebiet künftig aktiv werden, 29 Prozent seien es bereits. Automotive Thüringen ist nach eigenen Angaben ein Netz von 118 Unternehmen der Automobilindustrie.