USA USA: Miami ist die Hochburg der Schoßhunde

Washington/dpa. - Die Party-Königin war eine der ersten, die sich mit einem Minihündchenschmückte - und damit einen US-weiten Trend auslöste. UnbestritteneHochburg der kleinen Kläffer ist die Florida-Metropole Miami mit denVergnügungsmeilen von Miami Beach. Tierschützer sehen die Mode jedochmit Schrecken.
Die Nachfrage nach dem «teacup dog» (Teetassenhund) oder «toy dog»(Spielzeughund) steigt nach Angaben von Züchtern rasant. Besondersbeliebt seien die Minirassen Yorkshire Terrier, Malteser undChihuahua, alle garantiert leichter als fünf Kilo. Allein derAmerican Kennel Club, der Club der amerikanischen Rassehunde, hat1400 Hündchen in Miami registriert - wobei die meisten Herrchen undFrauchen vermutlich lieber in den unzähligen Golfclubs und Fitness-Studios Mitglied sind als in einem biederen Hundeverein.
Der Dachverband kürte im vergangenen Jahr den Yorkshire Terriersogar zum zweit beliebtesten Hund der USA, direkt nach demjahrelangen Spitzenreiter und klassischen amerikanischenFamilienhund, dem Labrador Retriever. Die Schoßhündchen passen heute«viel besser zum hektischen Lebensstil unserer Zeit», sagtClubsprecherin Lisa Peterson. Die Schoßhündchen-Züchter in Miamifreuen sich: Der Welpenverkauf verdoppelte sich in den letzten zweiJahren. Doch der haarige Nachwuchs möchte auch verwöhnt werden, undso schießen Hundeboutiquen, Friseure und Kliniken aus dem Boden.
Der Laufsteg für die trendigen Hunde in Miami ist vor allem dieFußgängerzone Lincoln Road Mall in South Beach. Hier reiht sich einriesiger Hundeladen an den anderen. Boutique-Besitzer Steven Cohenofferiert seinem Klientel keineswegs nur Trockenfutter undGummiknochen: Hier gibt es für die Minihunde Cheerleader-Kostüme,Hochzeitsgarderobe oder ein Plüschbett in Form eines knallrotenFerraris. Aromatherapien und Massagen werden ebenso angeboten wieHunde-Geburstagspartys. Der Luxus für den kleinen Liebling hatallerdings seinen Preis: Bis zu 3000 Dollar kostet dieSonderanfertigung einer Couch fürs liebe Tierchen.
«Miami ist mit diesem "Hunde-Lebensstil" der absolute Trendsetterfür die USA», sagt Cohen. Immer größer wird das Angebot für dieVierbeiner: Spezialisten bieten kranken Hunden Akupunktur-Therapienan, übergewichtige Kleintiere werden auf ausgetüftelte Hundediätengesetzt. Auch die Immobilienmaklerin Tracey Schmitt hat sichangepasst und preist sich auf ihrer Webseite als besonders«haustierfreundlich». Sie hat eine nüchterne Erklärung für denHündchen-Hype: Die Regulierungen in Miamis Hochhäusern erlaubten nurHunde bis zu einem Höchstgewicht von zehn Kilogramm.
In vielen Hotels - wie im Loews Hotel in Miami Beach - findetjeder Vierbeiner in dem Zimmer des Herrchens einen Napf mit Futter,ein Hundebett, Decken und Leinen. Informationen über Hundesitter undmalerische Gassi-Strecken liegen bereit. Viele Restaurants bieteneinen Außenbereich an, in dem auch die Hunde bedient werden.
Aber auch die Profiteure des Trends wissen, dass die Schoßhündchenfür viele Besitzer nur ein neues Spielzeug oder Mode-Accessoir sind.«Manche Interessenten fragen nach einem Spiegel, um zu sehen, ob derHund an ihnen auch gut aussieht», berichtet Malteser-ZüchterinJennifer Simkovsky.
Der US-Tierschutzverband sieht den Trend zum Schoßhündchen mitgroßer Sorge. «Diese unnatürlich klein gezüchteten Hunde leiden anUnterzuckerung und schlechtem Knochenbau, was sie extrem gebrechlichmacht», sagt die Sprecherin des Tierschutzverbandes «Humane Society»,Stephanie Shain. Zudem verstießen manche Züchter gegen dieVorschriften des Tierschutzes und hielten ihre Hunde wie«Geburtsmaschinen» in winzigen Käfigen.
Der Trend hat auch andere Verlierer: In den Tierheimen wartenimmer mehr große Hunde auf neue Besitzer. Aber niemand wolle siehaben, sagt die Leiterin des Tier-Adoptions-Verbandes, Emily Marquez.