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USA USA: Keine Anklage im JonBenet Ramsey-Fall

29.08.2006, 19:25
John Mark Karr (Foto: dpa)
John Mark Karr (Foto: dpa) EPA

Boulder/dpa. - Ein amWochenende vorgenommener DNA-Test konnte den zunächst tatverdächtigenMann nicht als Mörder des sechsjährigen Mädchens überführen. AmDienstag verteidigte sich Staatsanwältin Mary Lacy gegen Vorwürfe,den Ermittlern seien grobe Pannen unterlaufen. Die Festnahme desTatverdächtigen in Thailand und die schlagzeilenträchtigeÜberstellung Karrs in die USA hätten zudem viel Geld gekostet, so dieweitere Kritik. Es sei nicht geglückt, eine einwandfreie DNA-Probe inThailand zu bekommen, daher habe man Karr nach Colorado bringenmüssen, rechtfertigte sich Lacy.

Doch knapp zwei Wochen nach der Festnahme des Mannes gab es keinehandfesten Beweise, die für einen Prozess gegen Karr ausgereichthätten. «Es gibt keine Beweise - abgesehen von seinen eigenenAussagen - die Mr. Karr mit dem Tatort verbinden», räumte dieStaatsanwältin am Montag ein.

Der frühere Lehrer wird nun den Behörden in Nordkalifornienüberstellt. Bei einer Gerichtsanhörung am Dienstag (Ortszeit) solltenEinzelheiten der Übergabe besprochen werden. In dem Westküstenstaathatte er sich 2001 wegen Besitzes von Kinderpornografie strafbargemacht. Der geschiedene Vater war aber nicht zu einem Gerichtsterminerschienen und wurde seit 2002 per Haftbefehl gesucht. DemNachrichtensender CNN zufolge droht ihm höchstens ein Jahr Gefängnis.

Karr war kürzlich in Thailand - fast zehn Jahre nach demgewaltsamen Tod von JonBenet - als Haupttatverdächtiger festgenommenworden. Obwohl der Mann vor thailändischen Ermittlern ein Geständnisabgelegt hatte, gab es in den USA Zweifel an seinen Aussagen. SeinerSchilderung zufolge war er zur Tatzeit mit JonBenet zusammen. Er habedas Mädchen geliebt und mit ihr Sex gehabt. Ihr Tod sei aber ein«Unfall» gewesen, führte Karr aus. Das Mädchen war am zweitenWeihnachtstag 1996 tot im Keller ihres Elternhauses in Bouldergefunden worden. Die Leiche wies schwere Schlagverletzungen auf.

Karr war im Frühjahr unter Tatverdacht geraten, als derJournalismusprofessor Michael Tracey (Universität Colorado) einenverdächtigen E-Mail-Wechsel mit Karr der Staatsanwaltschaft übergebenhatte. Tracey ist Verfasser mehrerer Dokumentationen über denmysteriösen Tod der kleinen JonBenet. Karr hatte den Kontakt gesuchtund zwei Jahre mit dem Wissenschaftler kommuniziert. Die E-Mailsseien am Ende so «beängstigend» geworden, dass sich der Professoreigenen Angaben zufolge an die Staatsanwaltschaft gewandt habe.

Karrs eigentümliche Faszination von dem Mordfall erweckte aber beiKriminalexperten auch den Verdacht, dass er sich nur als Mörderaufgespielt haben könnte. Seine Eltern und seine Ex-Ehefrau liefertensogar ein Alibi. Er soll das Weihnachtsfest 1996 bei ihnen in Georgiaund Alabama verbracht haben.

Das Schicksal der sechsjährigen JonBenet Ramsey, die in den USAzahlreiche Titel in Mini-Schönheitswettbewerben gewonnen hatte,bewegt bis heute viele Amerikaner. Die Eltern waren nie vom Verdachtentlastet worden, in die Tragödie verwickelt gewesen zu sein. DieMutter des Kindes war im Juni an Krebs gestorben.