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USA USA: Japaner schafft 53 Hotdogs in zwölf Minuten

05.07.2006, 08:41
Der Amerikaner Ed «Cookie» Jarvis (r) und der Japaner Takeru Kobayashi (l) beim Wiegen der Athleten am Montag 03.07.2006 vor den Weltmeisterschaften im Hotdogessen. (Foto: dpa)
Der Amerikaner Ed «Cookie» Jarvis (r) und der Japaner Takeru Kobayashi (l) beim Wiegen der Athleten am Montag 03.07.2006 vor den Weltmeisterschaften im Hotdogessen. (Foto: dpa) dpa

New York/dpa. - DieTeilnehmer sehen sich als Athleten, und nach dem Willen ihresDachverbandes soll Schnellessen bald Olympische Disziplin werden.

Der Japaner Takeru Kobayashi - 57 Kuhhirne in 15 Minuten - erwiessich erneut als unschlagbar und gewann zum sechsten Mal in Folge. Ervertilgte 53 3/4 Wurstbrötchen in zwölf Minuten und brach damitseinen bisherigen Rekord. Allerdings musste er diesmal hart um denSenfgelben Gürtel kämpfen: Der Kalifornier Joe Chestnut ging anfangsin Führung und unterlag schließlich nur knapp mit 52 Hotdogs.

Der 27-Jährige Kobayashi ist in Amerika ein Held, der von Fansbelagert wird und Autogramme geben muss. Seine Beinamen sind «DerTsunami» und «Der Magen der Welt». Dabei ist er noch nicht einmaldick; stolz zeigt er Waschbrettbauch und Bizeps vor. «Ich esse nurberuflich», sagt er - was wohl heißen soll: Große Mengen verschlingter nur bei Wettkämpfen.

Die Weltmeisterschaften im Hotdog-Essen werden seit 1916 jedesJahr am amerikanischen Unabhängigkeitstag im New Yorker StrandbadConey Island ausgetragen. Kobayashi hat die Technik entwickelt, dieWurstbrötchen in zwei Hälften zu reißen, möglichst platt zu drücken,in Wasser zu tunken, dann auf einmal in den Mund zu stopfen und dankseiner wohltrainierten Kehlmuskulatur ohne zu kauenhinunterzuschlucken. Damit es besser rutscht, führt er dabei das inFachkreisen bewunderte «Kobayashi-Wackeln» aus.

Ed «Cookie» Jarvis (17 Pizzastücke in drei Minuten) ist einer derwenigen Dicken unter den Gladiatoren der Tafelrunde. «Ich bin vorallem mental stark», sagt er. Dass es Leute gibt, die Wettessen nichtals Sport gelten lassen, kann er kaum glauben: «Was ist anstrengender- Angeln oder Wettessen?» Allein die Hand-Mund-Koordinierungerfordere jahrelanges Training, sagt Sonya Thomas alias «Die schwarzeWitwe» (65 hart gekochte Eier in sechs Minuten).

Der Schwede Robert Andersson (32) hält Wettessen sogar für denhärtesten Sport überhaupt: «Es gibt sechs Milliarden Esser auf derWelt - alles potenzielle Mitbewerber.» George Shea, Präsident derInternationalen Schnellesser-Förderation, beschreibt dasWettschlingen als «physische Poesie». Verglichen etwa mit Tennis seies ein «sehr fundamentaler Sport» ohne Hilfsmittel und Regelwerk: «Dasteht einfach ein Mensch und verwandelt einen grundlegenden Aspektdes Überlebens in eine Kunstform.» Shea sagt übrigens nicht «kauen»,sondern «mastizieren» (lat. masticare - kauen): «Schauen Sie mal, wiediese Kerle mastizieren. Wunderbar.»

Die USA als Wiege der modernen Konsumgesellschaft sind führend imSchnellessen. Wenn sich ein Texaner im Rekordtempo 20 Hamburgereinverleibt, ist dies zumindest in den Augen der selbst erklärten«Profi-Esser» auch ein Symbol für die Dynamik der amerikanischenVolkswirtschaft. Auch in Japan hat das Turnier-Tafeln eine langeTradition. Europa dagegen sei ignorant, beklagt Andersson, einer derwenigen europäischen Wettkampfteilnehmer: «Wir sind die Underdogs imHotdog-Essen.»

Übel wird es den Kampfessern selten. «Mir schmecken Hotdogseinfach immer», sagt Jarvis, der Dicke. «Jeder hat doch irgendetwas,worin er besonders gut ist. Und ich - ich esse eben gut.»