USA USA: Hawaii klingt musikalisch ziemlich preußisch
Honolulu/dpa. - Preußen lässt grüßen auf Hawaii, oft laut und miteinem mächtigen Paukenschlag: Die königliche Hawaiische Kapelle, derStolz der Südsee-Bewohner, hat starke deutsche Wurzeln. Einpreußischer Militärmusiker drückte ihr im 19. Jahrhundert einenunverkennbaren Stempel auf.
An einem Sonntag im Dezember spielt das Ensemble gewohnt zackigbeim Jubiläumsfest eines japanischen Kulturzentrums bei Honolulu auf.Das Publikum klatscht begeistert mit. Blas- und Marschmusik sowieWalzer-Variationen sind Markenzeichen der Kapelle.
«Ohne Henry Berger wären wir nie so weit gekommen», schwärmtKapellmeister Mike Nakasone. Henry hieß eigentlich Heinrich, und warUnteroffizier im preußischen Militär. Er wird als «Vater derHawaiischen Musik» verehrt, weil er die Hawaiische Kapelle nicht nur43 Jahre leitete, sondern auch zahlreiche Gedichte der Könige undKöniginnen von Hawaii vertonte.
So schrieb Berger die Musik zu «Hawai'i Pono'i», der offiziellenHymne des US-Bundesstaates. So mancher deutsche Kreuzfahrttouristglaubt im Hafen von Honolulu oft zunächst an eine ungewöhnlichedeutsche Begrüßung. Ähnlichkeiten mit dem damals in Preußen populärenLied «Heil Dir im Siegerkranz» sind nicht zu leugnen. Mit KöniginLili'uokalani arbeitete Berger auch am populären Folksong «Aloha Oe»,der stark an eine kroatische Volksweise erinnert.
Die Royal Hawaiian Band wurde 1836 gegründet, 36 Musiker spielenin der Kapelle, Nachwuchssorgen gibt es nicht. «Für jede freie Stellehabe ich 100 Bewerber», sagt Nakasone. Die jüngsten im Ensemble sindAnfang 20, zu den ältesten gehört Gene Roland, dessen Alter, Ende 60,aber von Kollegen nur geflüstert wird, denn der Klarinettenspielerist eitel. Bei einem Konzert gibt er gerne im Stil von Tom Jones dieein oder andere Gesangsnummer zum Besten. «Er ist sehr talentiert»,sagt Nakasone schmunzelnd.
Die Kapelle wurde von Kamehameha III. gegründet. Der König mit demFaible für alles Europäische war besonders den Deutschen zugetan.«Keine Ausländer in meinem Reich sind ordentlicher und in ihremBenehmen korrekter als die Untertanen Ihrer Majestät», schrieb derKönig 1846 an Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. Zwei Jahre späterengagierte er Wilhelm Merseburgh aus Weimar als Kapellmeister. Nachdessen ersten Erfolgen war diese Musik auf Hawaii populär und auchKamehameha V. förderte diese Musik.
Auch er bat Preußen um musikalische Hilfe. Kaiser Wilhelm I.persönlich soll Kapellmeister Heinrich Berger aus Potsdam für dieseAufgabe ausgewählt haben. Der landete 1872 im Hafen von Honolulu, miteinem Vierjahresvertrag. Doch Bergers Liebe zu Hawaii hielt ihn aufdem Archipel. Er leitete die Kapelle schließlich 43 Jahre lang, gabmehr als 32 000 Konzerte und komponierte über 600 Lieder. SeineNachfahren leben noch heute auf den Inseln.
Die Walzermusik fand auch durch die Königliche Kapelle ihrenfesten Platz im hawaiischen Musikerbe. König Kalakaua war 1881 inEuropa und dort beeindruckte ihn der Dreivierteltakt. Er orderteUnmengen von Walzernoten, die Berger in den Folgejahren mittraditionellen einheimischen Rhythmen zu einem ureigenen Hawaii-Soundverschmolz.
Einer, der lange Bergers musikalischen Vorstellungen folgte, istAaron Mahi, der die Kapelle bis Anfang 2005 leitete. Mahi, der selbstdeutsche Vorfahren hat, wurde für seine Verdienste um die deutsch-hawaiische Freundschaft mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.«Die Kapelle repräsentiert unsere Geschichte», sagt Mahi, die einzigeVerbindung zurück bis in die Zeit der hawaiischen Monarchie. Dieletzte Königin wurde 1893 zum Abdanken gezwungen. Die USAannektierten die Inseln wegen ihrer strategischen Bedeutung imPazifik.
Die Königliche Kapelle hat für 2006 eine Einladung nachDeutschland, sagt Dirigent Nakasone. Er sucht händeringend nachSponsoren, um die Reise zu finanzieren.