USA USA: 17 Teenager «erfüllen» Schwangerschaftspakt
Washington/dpa. - Die Hälfte der Schülerinnen hat bereits zugegeben, dass es einen Schwangerschaftspakt gab, eine Absprache, möglichst zur gleichen Zeit ein Baby zu bekommen und die Kinder dann gemeinsam großzuziehen. Manche der Väter sind Mitschüler, berichteten US-Medien am Freitag. Aber nicht alle. «Wir haben herausgefunden, dass einer von ihnen ein 24-jähriger Obdachloser ist», zitiert «Time» den Direktor der High School, Joseph Sullivan.
Er wurde vom Personal des kleinen Schulkrankenhauses alarmiert, nachdem sich seit Oktober vergangenen Jahres dort ungewöhnlich viele Mädchen zu Schwangerschaftstests gemeldet hatten: 150 wurden bis zum Mai durchgeführt, viele Mädchen kamen gleich mehrere Male. Besonders verdächtig auch: Zahlreiche Schülerinnen reagierten enttäuscht, wenn sie erfuhren, dass sie nicht schwanger waren, und freudig aufgeregt, wenn der Test positiv ausfiel. Das, so Sullivan, hätte man im Normalfall bei so jungen Leuten doch andersherum erwartet.
Alle Mädchen sind 16 Jahre oder jünger. Warum sie sich entschlossen, in ihren Jugendjahren Fläschchen zu geben, Windeln zu wechseln und Kinderwagen zu schieben, ist zumindest einer ehemaligen Mitschülerin klar. «Sie sind so froh darüber, jemanden zu haben, der sie bedingungslos liebt», schildert Amanda Ireland, die gerade im Alter von 18 ihren Schulabschluss gemacht hat und selbst eine dreijährige Tochter hat. Einige der nun schwangeren Mädchen hätten sie auf dem Schulflur angesprochen und ihr gesagt, wie glücklich sie sein könne, ein Kind zu haben, sagte Ireland Medienberichten zufolge.
Im kleinen verschlafenen Fischerort Gloucester, in dem die Schule liegt und jeder jeden kennt, schlug die Nachricht von dem erwarteten Bevölkerungszuwachs wie eine Bombe ein - und kaum jemand sieht in den Schwangerschaften ein freudiges Ereignis. Zum einen wegen des jugendlichen Alters der werdenden Mütter: «Sie sind doch selbst noch Kinder, das ist schrecklich», sagte eine Einwohnerin im US-Fernsehen. Zum anderen ist Gloucester, knapp 50 Kilometer von Boston entfernt, eine streng katholische Enklave.
Mit der Stimmung in dem Ort mit seinen rund 30 000 Einwohnern ist es in den vergangenen Jahren ständig bergab gegangen, schilderten am Freitag US-Medien - wie viele andere auf der Suche nach einer Erklärung für den Schwangerschaftspakt. Noch vor wenigen Jahren habe es in Gloucester eine blühende Fischereiwirtschaft gegeben. Dann seien viele Jobs verlorengegangen, nach Übersee verlagert. Depression sei in die Gemeinde eingezogen. «Familien sind kaputt», sagte Schulrat Christopher Farmer. «Viele unserer jungen Leute wachsen richtungslos auf.» Vor diesem Hintergrund vermutet auch Farmer, dass die Mädchen in den Babys einen Halt sehen. Es gebe ihnen das Gefühl, erwachsen zu sein, Status zu haben, zitierte ihn der Sender CBS.
An der High School und im bald um 17 Erdenbürger wachsenden Ort wird nun heftig darüber diskutiert, ob die Schule an die Jungen und Mädchen Verhütungsmittel verteilen sollte - auch ohne Zustimmung der Eltern. Bisher mussten sie ihren Segen dazu geben, eine Regel, die den Schularzt und die Schulkrankenschwester so aufbrachte, dass sie im Mai aus Protest ihren Job hinschmissen. Aber im Fall des Schwangerschaftspakts hätte die Ausgabe von Pillen und Kondomen auch nichts genützt - es war ja alles so gewollt.
Amanda Ireland hat nach eigenen Angaben versucht, ihren von Liebebedürfnis erfüllten Mitschülerinnen die Leiden der Mutterschaft vor Augen zu halten. Es sei schwer, sich geliebt zu fühlen, «wenn ein Kind um drei Uhr morgens schreit, weil es gefüttert werden will», sagte sie «Time» zufolge. Und was die Väter betrifft: Auf den einen oder anderen könnten schwere Probleme zukommen. Sex mit Minderjährigen unter 16 ist strafbar, auch wenn er freiwillig ist - von drohenden Alimente-Zahlungen ganz zu schweigen.