US-Flohmarkt US-Flohmarkt: Schrotthändler kauft Fabergé-Ei

London - Die Geschichte klingt unglaublich, aber für einen April-Scherz ist es noch zu früh: Nach Jahrzehnten ist eines von acht verschollenen Fabergé-Eiern aus dem Besitz der Zaren wiederaufgetaucht. Ein US-Schrotthändler hatte es vor Jahren erstanden, nicht wissend, um welchen Schatz es sich handelt. Fast wäre das goldene Ei in der Schrottpresse gelandet, stattdessen ist es nun für wenige Tage in London zu bewundern.
Wie der Londoner Antiquitätenhändler Wartski mitteilte, fand der Schrotthändler das auf drei Löwenfüßen stehende und reich verzierte goldene Ei mit einer Uhr des Luxus-Uhrmachers Vacheron Constantin in ihrem Inneren vor Jahren auf einem Trödelmarkt im Mittleren Westen de Vereinigten Staaten. Er zahlte 14.000 Dollar (gut 10.000 Euro) und hoffte, es als Altmetall mit einem Gewinn von 500 Dollar rasch weiterzuverkaufen. Es fand sich jedoch kein Interessent, und so wurde die 8,2 Zentimeter kleine Kostbarkeit nicht eingeschmolzen.
Der Schrotthändler ärgerte sich über seine schlechte Investition, die seinen finanziellen Rahmen gesprengt hatte. Erst bei einer abendlichen Recherche im Internet kam er der Herkunft seines vermeintlichen Fehlkaufs auf die Spur. Er stieß auf einen Presseartikel mit Zitaten des Fabergé-Experten und Wartski-Direktors Kieran McCarthy und setzte sich mit ihm in Verbindung.
Dieser bestätigte ihm, dass es sich tatsächlich um ein verschollen geglaubtes Ei des russischen Juweliers Karl Fabergé handelt. Zar Alexander III. hatte es seiner Frau Maria Fjodorowna 1887 zu Ostern geschenkt. Geschätzter Wert: 33 Millionen Dollar. Er habe schon Einiges erlebt, aber das Ei sei der „unglaublichste Fund“ überhaupt, sagt McCarthy. „Für die Fangemeinde von Fabergé und Freunden der Geschichte ist das schon ein wundersamer Fall.“ Dieses Ei „reiste vom kaiserlichen St. Petersburg zum 'Rostgürtel' der USA. Diese Geschichte muss erzählt werden“.
Wartski erwarb den Kunstgegenstand - zu einem ungenannten Preis - im Auftrag eines privaten Käufers. Dieser stimmte der Ausstellung bei dem Londoner Händler vom 14. bis 18. April zu.
Nach Angaben des Experten wurde das Ei zuletzt vor 112 Jahren bei einer Ausstellung der Fabergé-Sammlung der Zarenfamilie in St. Petersburg öffentlich präsentiert. Es verschwand in den Revolutionswirren, tauchte dann 1922 noch einmal auf einer Moskauer Verkaufsliste der Sowjets auf. 2011 fanden Experten heraus, dass es 1964 für damals 2450 Dollar (heute 18.500 Dollar) in New York verkauft wurde, dann verlor sich die Spur endgültig. Schon damals aber schien niemand gewusst zu haben, was sich hinter der „goldenen Uhr in eierförmigem Behälter“ verbirgt.
Zwischen 1885 und 1916 hatte Fabergé insgesamt 50 Ostereier für die Zarenfamilie hergestellt, weitere wurden für reiche Auftraggeber produziert. Die aufwändig gearbeiteten Eier sind heute Inbegriff der Goldschmiedekunst und begehrte Sammlerstücke: Eines dieser nicht-kaiserlichen Kunstwerke, ein Rothschild-Fabergé, wurde 2007 bei Christie's für 12,5 Millionen Euro von einem russischen Sammler erstanden.