Ungewöhnlicher Beruf Ungewöhnlicher Beruf: In Deutschland gibt es nur wenige «Rätselmacher»

Hamburg/dpa. - Für Rätsel aber eignen sie sich perfekt. «Die Wörter kreuzen sich ambesten, wenn sie viele Vokale und gängige Konsonanten wie g, s oder tbeinhalten und dazu möglichst kurz sind, also aus zwischen drei undsechs Buchstaben bestehen», sagt Stefan Heine. Heine muss es wissen,schließlich ist der 37-Jährige «Rätselmacher» von Beruf.
Seit mehr als zehn Jahren beliefert Heine deutschsprachigeZeitungen und Zeitschriften auf der ganzen Welt mit Rätseln jederArt. Ob Sudokus, also Zahlenrätsel, oder Buchstabensalate, Personen-,Silben- oder Kreuzworträtsel - Heine hat in seinem «presse service»in Hamburg mehr als 120 Arten im Angebot.
Damit gehört der 37-Jährige nach Angaben von Bettina Rothärmel zuweniger als einhundert Menschen in Deutschland, die Rätsel herstellenund damit ihr Geld verdienen. Rothärmel ist Mitglied einer Gruppe ausFreunden vor allem mathematischer und logischer Rätsel. Derzeit istdie Gruppe mit der Gründung des Vereins «Logic Masters Deutschland»beschäftigt. Heine kennt die Rätselmacherriege hier zu Lande deshalbgut.
Monat für Monat werden Heines Rätsel nach seinen eigenen Angabenmehr als 300 Millionen Mal gedruckt - weltweit. «Dabei ist jedesRätsel ein Unikat», sagt er ein wenig stolz. Dass ein und dasselbeProdukt nicht noch einmal an einen Kunden geht, dafür sorgen dieComputer in seinem Büro. Die arbeiten nach dem Zufallsprinzip. «Manmuss nur die Rätselart und den Schwierigkeitsgrad vorgeben und derComputer beginnt zu rechnen und in meist nur wenigen Minuten ist dasRätsel fertig», erklärt Heine. Früher wurden Rätsel mit der Handgeschrieben und entsprangen einzig dem Wissen des Machers - eine biszu mehrere Tage dauernde Prozedur mit bisweilen nur mäßigem Ergebnis.
In der Datenbank, aus der sich die Rechner in Heines Büro etwa zurProduktion von Kreuzworträtseln bedienen, sind mehr als 50 000Begriffe gespeichert, nach denen wiederum mit bis zu 130 000 Fragengesucht werden kann. «Nach "Rente" kann man suchen, indem man nacheinem anderen Wort für "Lebensabend" oder "Pension" fragt», erklärtHeine, der sowohl Betriebswirtschaft als auch Jura ohne Abschlussstudiert hat.
Die Qualität eines Wort-Rätsels ist nach Heine vor allem an derAktualität der gesuchten Begriffe zu messen. Das Wort «Tsunami» wirdnach der Flutkatastrophe in Südostasien inzwischen häufiger gesuchtals früher. Ebenso werden Britney Spears und David Beckham heute oftnachgefragt, Hans Rosenthal und Joachim («Blacky») Fuchsbergerdagegen immer seltener. «Wort-Rätsel müssen in die Modernetransportiert werden, um zur Welt des Ratenden zu passen», sagtHeine. Deswegen hat der 37-Jährige auf Schritt und Tritt - ob beimZeitunglesen oder in der Kneipe - Zettel und Bleistift dabei, umWissenswertes und Neues zu notieren und anschließend als Suchbegriffin seine Datenbank einzupflegen.
Von Rätseln geht für Heine eine Magie aus. «Die Neugier, angeblichVerborgenes zu entdecken, steckt in jedem Menschen», sagt er. Und:«Rätsel sind einfach eine klasse Unterhaltung.» Auch Rothärmel siehtihre dauernde Beliebtheit. «Es scheint ein Urbedürfnis des Menschenzu sein, Fragen zu stellen und Antworten zu suchen - Rätseln isteines der ältesten Hobbys der Welt», sagt die 38-Jährige.
Seit das Sudoku-Fieber vor etwa einem Jahr auch die Menschen inDeutschland gepackt hat und das aus Japan stammende Trendspiel invielen Zeitungen und Zeitschriften fester Bestandteil ist, gehörenSudokus gemeinsam mit Kreuzworträtseln zu den am meistennachgefragten Produkten von Heine und seinen rund 15 Mitarbeitern.«Unter dem Namen "Magische Zahlenquadrate" biete ich Sudokus schonmehr als acht Jahre an, aber richtig haben wollte die bis vor Kurzemniemand», sagt der Rätselmacher, der sich selbst als «ein bisschenSudoku-süchtig» bezeichnet. Von Rätseln kann man eben auch alsRätselmacher nie genug bekommen, das steckt wohl drin im Menschen.