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Ungewöhnliche Berufung Ungewöhnliche Berufung: Deutsche ist seit 7 Jahren Königin in Ghana

Von Jenny Tobien 04.06.2007, 10:40
Die Unternehmerin Cornelia von Wülfing blickt in ihrer Hamburger Wohnung in die Kamera des Fotografen. Cornelia von Wülfing importiert Kunst und Heilmittel aus Afrika. In Alanyo, eine der ärmsten Provinzen von Ghana, treibt die Geschäftsfrau Entwicklungshilfe-Projekte voran. Zum Dank haben die Bewohner sie vor einigen Jahren zu ihrer Königin gekrönt und ihr den Namen Ngoyifianyonu Akosua I. gegeben. (Foto: dpa)
Die Unternehmerin Cornelia von Wülfing blickt in ihrer Hamburger Wohnung in die Kamera des Fotografen. Cornelia von Wülfing importiert Kunst und Heilmittel aus Afrika. In Alanyo, eine der ärmsten Provinzen von Ghana, treibt die Geschäftsfrau Entwicklungshilfe-Projekte voran. Zum Dank haben die Bewohner sie vor einigen Jahren zu ihrer Königin gekrönt und ihr den Namen Ngoyifianyonu Akosua I. gegeben. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Ihr Reich ist so groß wie Rheinland-Pfalz, ihrVolk zählt mehr als 200 000 Menschen. Vor fast sieben Jahren wurdeaus der Hamburger Unternehmerin Cornelia von Wülfing die MonarchinMamaga Nyonuviaga Akosua I. (Königin des Fortschritts). «Seitdem istnichts mehr so, wie es war», sagt von Wülfing, Regentin in Alavanyo,einer Region des westafrikanischen Landes Ghana. «Wenn ich damalsgewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich es nicht gemacht. DieVerantwortung hat mich anfangs fast erdrückt.»

Ihre Liebe zu Afrika entdeckte die Geschäftsfrau auf ihren erstenReisen vor mehr als 20 Jahren. Später importierte sie afrikanischeHeilpflanzen nach Deutschland und leistete mit einem Teil ihresGewinnes Entwicklungshilfe in Ghana. Eines Tages kam dann ein Anrufaus Alavanyo. Von Wülfing wurde eröffnet, dass sie für das Amt derKönigin vorgeschlagen worden sei. «Zunächst war ich fassungslos undwollte aus Angst vor der Verantwortung ablehnen», erinnert sie sich.Dann sei ihr aber bewusst geworden, dass sie den Menschen als Königinviel effektier helfen könnte.

Einige Monate später war es so weit: In einer traditionellenZeremonie wurde sie gekrönt. Bei dem Ritual galt es zum Beispiel,durch das Blut einer frisch geschlachteten Ziege zu schreiten - dassollte die neue Monarchin unverwundbar machen. Bekleidet mit einemfarbenprächtigen Gewand - «nur Angehörige königlicher Familien dürfensich die Schulter bedecken» - saß sie auf einem kunstvollgeschnitzten Holzthron, als ihr die Königin einer Nachbarregion diegoldene Krone aufsetzte.

Als erste ausländische Königin in Ghana nahm von Wülfing ihreunbezahlte Arbeit auf. Offenbar höchst erfolgreich: Vor kurzem wurdeihr Reich vergrößert und die 53-Jährige zur «Paramount Queen»gewählt. «Jetzt bin ich die Königin mit dem höchsten HoheitsgebietGhanas», erklärt sie. An vieles kann sie sich jedoch bis heute nurschwer gewöhnen. «In Ghana bin ich nie alleine. Selbst wenn ich nureinen Schritt mache, ist stets mein Hofstaat dabei.» Doch fürsolcherlei Einschränkungen werde sie bestens entlohnt: «DieDankbarkeit der Menschen ist das Schönste an meiner Arbeit.»

Ihr Leben zwischen den Welten habe sie inzwischen gut organisiert,erklärt die in Deutschland verheiratete Mutter einer Tochter. IhrHamburger Büro ist geschmückt mit zahlreichen Afrika-Mitbringseln.Die 53-Jährige selbst ist im westlichen Business-Outfit gekleidet.Krone und Ornat trage sie nur in Ghana, wo sie fünf bis sechs Mal imJahr mehrere Wochen verbringe. Über ihr Volk will sich die Monarchinaber nicht erheben: «Ich sehe das absolut als ein Miteinander.»

Ihre Hauptaufgabe bestehe vor allem darin, in DeutschlandSpendengelder zu sammeln, um die Menschen vor Ort zu unterstützen.2000 gründete von Wülfing die Hilfsorganisation «Alavanyo e.V.», beider sich auch Prominente wie der Schauspieler Horst Jansonengagieren. Von den Spenden konnten unter anderem ein Kindergarten,zwei Schulen und ein Mädchenwohnheim gebaut werden. Ein zusätzlichesPatenschaftsprojekt ermöglicht inzwischen fast 100 ghanaischenKindern eine Krankenversorgung sowie eine Ausbildung.

So manch einem «ihrer» Ghanaer wurde auch schon in Deutschlandgeholfen. 2002 wurde der krebskranke 16-Jährige Sitsofe in einerKlinik im nordrhein-westfälischen Krefeld operiert. Sein LandsmannTogbe wurde im schleswig-holsteinischen Ahrensburg an der Bandscheibebehandelt.