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Unfall Unfall: 19 Muschelsucher ertrinken vor britischer Küste

06.02.2004, 10:35
Ein Helikopter und ein Luftkissenfahrzeug setzen am 6. Februar die Suche nach den vermissten Muschelsuchern in Morecambe Bay fort. (Foto: dpa)
Ein Helikopter und ein Luftkissenfahrzeug setzen am 6. Februar die Suche nach den vermissten Muschelsuchern in Morecambe Bay fort. (Foto: dpa) PA

London/dpa. - 16 Menschen konnten von Militärhubschraubern, Rettungsbooten undSuchteams in Sicherheit gebracht werden. «Die Opfer wurden vermutlichvon kriminellen Banden ausgebeutet», sagte die Polizeichefin derGrafschaft Lancashire, Julia Hodson, am Freitag. Sie kündigterechtliche Konsequenzen gegen mögliche Hintermänner an.

Die Gruppe war am Donnerstagnachmittag aufgebrochen und am spätenAbend in Schwierigkeiten geraten. Morecambe Bay nördlich vonLancaster ist für seine schnell wechselnden Gezeiten, seinen Schlammund unberechenbaren Treibsand bekannt.

Den Rettungsmannschaften von Militär, Küstenwache und Land-Sucheinheiten bot sich ein grausiges Bild. Einige der 19 bislanggefundenen Männer und Frauen, die in dem eiskalten Wasser ertranken,hatten ihre Kleider ausgezogen, um besser schwimmen zu können, sagteKommandeur Harry Roberts von der Gesellschaft zur RettungSchiffbrüchiger (RNLI). «Es ist die schlimmste Tragödie, die ich jeerlebt habe», fügte Roberts hinzu.

Einige der Überlebenden hatten sich auf eine Sandbank gerettet.Andere waren an Land zurückgeblieben. In der Morecambe Bay sind nachAngaben der örtlichen Behörden bisher mehr als 140 Menschen in denFluten ertrunken. Vor zwei Jahren starb dort der 51 Jahre alteStewart Rushton mit seinem Sohn Adam (9). Die beiden hatten indichtem Nebel die Orientierung verloren. Die Fluten kamen so schnell,dass alle Rettungsversuche scheiterten.

«Es ist ein gefährlicher Ort. Der Sand ändert sich ständig, vonfest bis weich», sagte der Kommunalpolitiker Keith Budden der BBC.Nach seinen Angaben blieben täglich sogar schwere Fahrzeuge, wieLandrover und Transporter, in dem schlammigen Boden stecken.

Die Muschelsuche in der Bucht wird von den Behörden mit derAusstellung von Erlaubnisscheinen reguliert. In den letzten Jahrenist das Sammeln von Herzmuscheln in der Grafschaft Lancashire zueinem «einträglichen Geschäft» geworden, berichteten örtlichePolitiker. Die Unterhausabgeordnete für Morecambe, Geraldine Smith,vermutet, dass die Opfer für kriminelle Drahtzieher tätig waren. «Siewurden vermutlich ausgebeutet», sagte sie.

Nach ihren Angaben liegen an den Stränden der Bucht Herzmuschelnim Wert von umgerechnet 8,7 Millionen Euro (6 Millionen Pfund). ProTag könnten Sammler Muscheln im Wert von mehr als 700 Euro finden.Die Meeresfrüchte würden vor allem ins Ausland exportiert. In denletzten Monaten seien die Schalentiere aus der Bucht «lastwagenweise»abtransportiert worden, berichteten Ortskundige.

«Dies war ein Unglück, das eines Tages geschehen musste», sagteSmith. «Man kann Leute nicht daran hindern, an einem Winterabend imDunkeln einfach am Strand aufzutauchen», fügte sie hinzu. Schon imAugust vergangenen Jahres waren in der Bucht 37 Chinesen festgenommenworden. Die meisten von ihnen wurden anschließend wegen fehlenderPapiere ausgewiesen.

Infokarte zum Unglück auf einer Sandbank in Morecambe Bay (Grafik: dpa)
Infokarte zum Unglück auf einer Sandbank in Morecambe Bay (Grafik: dpa)
dpa