Umwelt Umwelt: «Wissower Klinken» an Rügens Kreideküste abgestürzt

Sassnitz/dpa. - Bei dem Abbruch wurden ersten Schätzungen zufolge rund 50 000Kubikmeter Kreide in die Ostsee gerissen. Vor wenigen Tagen waren ander Stelle schon ein Mal 1000 Kubikmeter Kreide in die Tiefegestürzt.
In fast jeder Tourismusbroschüre wird mit den Klinken für dieSchönheiten der größten deutschen Insel geworben. Allein die bizarre,rund 13 Kilometer lange Kreide-Steilküste wird jährlich von bis zu1,5 Millionen Touristen besucht.
Die Kreide entstand vor 69 Millionen Jahren aus den Kalkschalenmikroskopisch kleiner Wasseralgen. Mit der letzten Eiszeit, die vorrund 12 000 Jahren endete, wurde die Kreideformation auf Rügen ausder Erdtiefe gehoben und gefaltet. Seitdem sind die Kreidefelsen derErosion ausgesetzt. Vor allem in den Wintermonaten und im Frühjahrkommt es immer wieder zu Abbrüchen. Dann gefriert das Schnee- undRegenwasser, und die Eiskristalle drücken auf die Kreide. BeiTauwetter stürzt die gefrostete Kreide dann in die Tiefe.
Anders als manche Touristen glauben, sind die «Wissower Klinken»Kutscher zufolge nicht das Motiv für das berühmte Caspar-David-Friedrich-Gemälde «Kreidefelsen auf Rügen». «Als Friedrich Anfang des19. Jahrhunderts die Kreideküste besuchte und nach Motiven suchte,gab es die typische Zinnenformation noch gar nicht.» Die bizarrenZacken seien erst in den letzten einhundert Jahren durch die Erosiongeformt worden. Das tatsächliche Friedrich-Motiv dagegen existierenoch: wenige Kilometer nördlich von der Abbruchstelle, an der«Victoria-Sicht».