1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Umwelt: Umwelt: Rügens Steilküste bröckelt weiter

Umwelt Umwelt: Rügens Steilküste bröckelt weiter

Von Martina Rathke 21.03.2005, 20:56
Ein älterer Mann besichtigt am Sonntag (20.03.2005) die Abbruchstelle an der Rügener Steilküste im Ort Lohme. Nach Polizeiangaben löste sich ein etwa 100 Meter langer Küstenstreifen und stürzte rund 20 Meter in die Tiefe. Verletzt wurde niemand. Die Abbruchstelle im Norden der Insel reichte bis anderthalb Meter an das Gebäude eines Betreuungsheimes für Suchtkranke (im Hintergrund) heran. Es war bereits der dritte Küstenabbruch seit Ende Februar auf Deutschlands größter Insel und nach Einschätzung von Experten einer der größten Abbrüche seit Jahrzehnten. (Foto: dpa)
Ein älterer Mann besichtigt am Sonntag (20.03.2005) die Abbruchstelle an der Rügener Steilküste im Ort Lohme. Nach Polizeiangaben löste sich ein etwa 100 Meter langer Küstenstreifen und stürzte rund 20 Meter in die Tiefe. Verletzt wurde niemand. Die Abbruchstelle im Norden der Insel reichte bis anderthalb Meter an das Gebäude eines Betreuungsheimes für Suchtkranke (im Hintergrund) heran. Es war bereits der dritte Küstenabbruch seit Ende Februar auf Deutschlands größter Insel und nach Einschätzung von Experten einer der größten Abbrüche seit Jahrzehnten. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Bergen/Greifswald/dpa. - Am Dienstag beraten Experten mit Landes-Umweltminister WolfgangMethling über notwendige Konsequenzen. Pläne für Absperrungen gibt esnoch nicht. Das Nationalparkamt Rügen warnt vor weiteren Abbrüchen.Der Geologe Martin Meschede von der Universität Greifswald forderteine bessere Langzeitbeobachtung der Steilküste. Mit hochauflösendenLaser-Verfahren sollen kleinste Küstenveränderungen aus der Luftgenau registriert, digitalisiert und langfristig dokumentiert werden.Damit lasse sich das Gefahrenpotenzial besser abschätzen.

Extreme Witterungsverhältnisse mit viel Niederschlag und starkemFrost haben laut Meschede in diesem Winter zu einer Häufung vonSteilküsten-Abbrüchen geführt. «Die jetzigen Abbrüche sind auchReaktionen auf Sünden, die vor einhundert Jahren an der Küstebegangen wurden.» Damals seien große Mengen von Findlingen zuBauzwecken aus den Uferzonen geholt worden. «Damit wurde die Küsteihres natürlichen Schutzes beraubt.» Nach Ansicht Meschedesstabilisieren die aktuellen Abbrüche die Küste wieder, weil Findlingein die Uferzonen nachrutschten und dort als Wellenbrecher wirkten.

Tourismusfachleute sprachen sich gegen prophylaktischeAbsperrungen unterhalb der Steilküste aus. Ein solches Vorhaben wäreunsinnig und nicht praktikabel, da Absperrungen in den Brandungszonennur eine kurze Überlebensdauer hätten, sagte der Chef der RügenerTourismuszentrale Raymund Kiesbye. Die vorhandenen Warnschilder, mitdenen Küstenwanderer auf die Gefahren aufmerksam gemacht würden,seien ausreichend. Im Fall akuter Gefahr wie bei Lohme seienallerdings Einzelabsperrungen angebracht.

Bei Lohme war am Samstag ein 200 mal 100 Meter großer Steilküsten-Abschnitt unmittelbar neben einer Suchtklinik rund 20 Meter in dieTiefe gestürzt. Die Bewohner waren knapp einer Katastrophe entkommen.Drei Wochen zuvor waren die berühmten Wissower Klinken an derKreideküste in die Tiefe gestürzt.

Trotz der gehäuften Küstenabbrüche fürchtet der Tourismusverbandkeinen Gästeschwund. Bisher habe es keinerlei Stornierungen gegeben,sagte Kiesbye. Eher sei zu befürchten, dass der Sensationstourismuszunehme. 2004 hatten knapp 1,4 Millionen Urlauber Deutschlands größteInsel besucht. Die Steilküste und die Kreideküste gehören zu dentouristischen Hauptattraktionen auf dem Eiland.

Der romantische Blick von den Wissower Klinken, einer Touristenattraktion der Kreideküste auf der Insel Rügen unweit des Königsstuhls (Archivbild vom 12.02.2002) ist in der Bildkombo oben zu sehen. Unten die Reste der Wissower Klinken, aufgenommen am Donnerstag (24.02.2005). Zwei bis zu 20 Meter hohe Hauptzinnen der Kreideformation «Wissower Klinken» sind nach Angaben des Nationalparkamts in der Nacht zum 24.02.2005 in die Tiefe gestürzt. Bereits vor wenigen Tagen war ein großes Stück aus der Formation gebrochen. Ursache sind eiszeitliche Schichten, die auf die davor gelagerte Kreide extremen Druck ausüben. Die Kreideküste ist auch durch die Werke des Malers Caspar David Friedrich bekannt. (Foto: dpa)
Der romantische Blick von den Wissower Klinken, einer Touristenattraktion der Kreideküste auf der Insel Rügen unweit des Königsstuhls (Archivbild vom 12.02.2002) ist in der Bildkombo oben zu sehen. Unten die Reste der Wissower Klinken, aufgenommen am Donnerstag (24.02.2005). Zwei bis zu 20 Meter hohe Hauptzinnen der Kreideformation «Wissower Klinken» sind nach Angaben des Nationalparkamts in der Nacht zum 24.02.2005 in die Tiefe gestürzt. Bereits vor wenigen Tagen war ein großes Stück aus der Formation gebrochen. Ursache sind eiszeitliche Schichten, die auf die davor gelagerte Kreide extremen Druck ausüben. Die Kreideküste ist auch durch die Werke des Malers Caspar David Friedrich bekannt. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild