Umwelt Umwelt: Rügens Steilküste bröckelt weiter

Bergen/Greifswald/dpa. - Am Dienstag beraten Experten mit Landes-Umweltminister WolfgangMethling über notwendige Konsequenzen. Pläne für Absperrungen gibt esnoch nicht. Das Nationalparkamt Rügen warnt vor weiteren Abbrüchen.Der Geologe Martin Meschede von der Universität Greifswald forderteine bessere Langzeitbeobachtung der Steilküste. Mit hochauflösendenLaser-Verfahren sollen kleinste Küstenveränderungen aus der Luftgenau registriert, digitalisiert und langfristig dokumentiert werden.Damit lasse sich das Gefahrenpotenzial besser abschätzen.
Extreme Witterungsverhältnisse mit viel Niederschlag und starkemFrost haben laut Meschede in diesem Winter zu einer Häufung vonSteilküsten-Abbrüchen geführt. «Die jetzigen Abbrüche sind auchReaktionen auf Sünden, die vor einhundert Jahren an der Küstebegangen wurden.» Damals seien große Mengen von Findlingen zuBauzwecken aus den Uferzonen geholt worden. «Damit wurde die Küsteihres natürlichen Schutzes beraubt.» Nach Ansicht Meschedesstabilisieren die aktuellen Abbrüche die Küste wieder, weil Findlingein die Uferzonen nachrutschten und dort als Wellenbrecher wirkten.
Tourismusfachleute sprachen sich gegen prophylaktischeAbsperrungen unterhalb der Steilküste aus. Ein solches Vorhaben wäreunsinnig und nicht praktikabel, da Absperrungen in den Brandungszonennur eine kurze Überlebensdauer hätten, sagte der Chef der RügenerTourismuszentrale Raymund Kiesbye. Die vorhandenen Warnschilder, mitdenen Küstenwanderer auf die Gefahren aufmerksam gemacht würden,seien ausreichend. Im Fall akuter Gefahr wie bei Lohme seienallerdings Einzelabsperrungen angebracht.
Bei Lohme war am Samstag ein 200 mal 100 Meter großer Steilküsten-Abschnitt unmittelbar neben einer Suchtklinik rund 20 Meter in dieTiefe gestürzt. Die Bewohner waren knapp einer Katastrophe entkommen.Drei Wochen zuvor waren die berühmten Wissower Klinken an derKreideküste in die Tiefe gestürzt.
Trotz der gehäuften Küstenabbrüche fürchtet der Tourismusverbandkeinen Gästeschwund. Bisher habe es keinerlei Stornierungen gegeben,sagte Kiesbye. Eher sei zu befürchten, dass der Sensationstourismuszunehme. 2004 hatten knapp 1,4 Millionen Urlauber Deutschlands größteInsel besucht. Die Steilküste und die Kreideküste gehören zu dentouristischen Hauptattraktionen auf dem Eiland.
