Umwelt Umwelt: Leipzigerin zählt Schmetterlinge statt Schafe

Leipzig/dpa. - Es darf nicht zu kalt sein. In der Mittagssonnezu zählen, ist aber auch nicht gut. Wenn es geregnet hat oder frischgemäht wurde, lohnt es sich nicht. Auch kräftiger Wind ist nichtgünstig. Das Zählen von Schmetterlingen scheint eine echteWissenschaft zu sein. «Es ist eigentlich gar nicht so schwer», sagtAnja Heim. Sie geht im Auftrag des Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle (UfZ) einmal in der Woche durch den Wildpark im Süden vonLeipzig und versucht, die dort herumschwirrenden Tagfalter zuerfassen. «Mein Freund macht sich schon immer lustig über mich, wennich beim Spazierengehen mal wieder einem Kohlweißling hinterherrenne.»
Die 28-Jährige arbeitet beim Grünen Ring in Leipzig, der dasUmland und die Stadt attraktiv für seine Bewohner machen will. Dortkoordiniert sie viel und sitzt den ganzen Tag in der Geschäftsstelle.«Ich wollte mal wieder etwas Praktisches machen. Letztes Jahr habeich dann einen Flyer vom UfZ gefunden.» Darauf stand, dass sichMenschen, die Zeit und Lust hätten, sich aktiv am Umweltschutz zubeteiligen, bitte melden sollten. Gelesen, getan - so wurde Anja HeimSchmetterlingszählerin.
Mit ihrer Arbeit leistet sie einen Beitrag zum so genanntenTagfalter-Monitoring, das jedes Jahr in ganz Deutschland durchgeführtwird. Regionalkoordinator Ronald Schiller vom Naturkundemuseum inLeipzig beschreibt die Ziele: «Es gibt keinerlei Verbreitungskartenfür Tagfalter in Deutschland. Wir wollen schrittweise ein aktuellesVerbreitungsmuster der Schmetterlinge erstellen und somit auch Trendsfür Europa herausfinden.»
Von Ronald Schiller hat Anja Heim ihr Handwerk gelernt. Ein wenigAhnung hatte die Diplom-Ingenieurin für Landespflege aber vorherschon: «Ich hatte mich in meiner Diplom-Arbeit schon mal damitbeschäftigt.» Für das Monitoring nun wurden ihr zehn Abschnitte vonjeweils 50 Metern Länge zugeteilt, in denen sie rechts, links undüber sich die verschiedenen Arten erfassen muss. Manchmal ist esdabei auch nötig, einen Schmetterling mit einem Kescher zu fangen,die Art zu bestimmen und ihn dann wieder frei zu lassen. «Anfangshabe ich gar keine Tagfalter gesehen. Das war ein wenigdeprimierend.»
Das sei aber völlig normal, weiß Ronald Schiller: «Man braucht einbisschen Übung. Aber mit der Zeit erkennt man die Arten dann imVorbeifliegen.» In Leipzig gebe es 69 verschiedeneSchmetterlingsarten. Die häufigsten seien das Tagpfauenauge, derKohlweißling und das große Ochsenauge. Ihre Beobachtungen trägt AnjaHeim in eine Liste ein, die von der regionalen Koordinierungsstelleausgewertet und bundesweit verglichen wird.
Mit ihrem Einsatz hofft die aktive Umweltschützerin, einen Beitragzur Erhaltung der Tagfalter und der Wiesen rund um Leipzig leisten zukönnen - obwohl sie zugeben muss, dass es schon manchmal ein wenigÜberwindung kostet, Freitagnachmittag drei Stunden durch den Wildparkzu spazieren. Doch dann ruft sie sich den Grund ihres Engagements insGedächtnis zurück und läuft los. Und schließlich ist sie ja auch niealleine. Mischlings-Hündin Xena ist immer an ihrer Seite.