Umfrage Umfrage: Vier von zehn Frauen sind schon fremdgegangen

Berlin/dpa. - Manche Psychologen empfehlen die Affäre nicht für sich zubehalten, sondern mit dem Partner darüber zu sprechen. Steht jedoch nur ein Augenblick des Leichtsinns hinter der Eskapade, sollte man den Fehltritt besser für sich behalten, rät die Psychologin und Scheidungsexpertin Toni Singer aus Frankfurt.
«Die Gründe, warum sich Frauen in außereheliche Beziehungenstürzen, sind vielfältig», sagt die Psychologin Konstanze Fakih aus Berlin. «Viele wollen sich einfach mal fallen und verwöhnen lassen.» Manche wollten sich auch ihre Freiheit beweisen und sich das gleiche Recht herausnehmen wie Männer. «Viele holen sich beim Geliebten aber auch das, was sie in ihrer Partnerschaft vermissen: Zärtlichkeit, Aufmerksamkeit und Bewunderung.»
«Ein Mann sucht bei seiner Geliebten oft Selbstbestätigung»,erläutert der Hamburger Paartherapeut Michael Cöllen. «Er will sichselbst beweisen, dass er beim anderen Geschlecht noch gute Chancenhat.» Außerdem gehe es meist auch um Triebbefriedigung. Frauenhingegen setzen Affären seiner Erfahrung nach auch als Mittel ein, umsich zu rächen, wenn sie sich vom Partner verletzt fühlen.
Doch nicht selten entwickeln Frauen in einer Affäre auch tiefergehende Gefühle, so Cöllen weiter. Sie hätten beim Sex das Gefühl,viel von sich zu geben. «Und wenn sie erstmal viel von sich gegebenhaben, wollen sie gern auch bleiben.»
Meist genießen Frauen das Fremdgehen eher als stilles Vergnügen.«Während Männer mit ihrer Liebschaft gern im Kollegenkreis angeben,hängen Frauen ihre Eroberung meist nicht an die große Glocke», sagtKonstanze Fakih. Für die Psychologin gehören treue Paare inzwischenzur Ausnahme. Viele handelten nach dem Motto «Wenn ich etwas habenwill, dann nehme ich es mir auch».
Dennoch steht parallel zur Gesellschaftsfähigkeit desSeitensprungs die Treue nach wie vor hoch im Kurs. «Gerade jungeMenschen legen wieder mehr Wert auf Treue und Ehrlichkeit», sagtDietmar G. Luchmann vom Institut für Psychotherapie in Stuttgart. Dasbestätigt auch eine Umfrage, des Meinungsforschungsinstituts Emnid inBielefeld. Für 98 Prozent der 20- bis 29-Jährigen ist danach Treue«wichtig» oder «sehr wichtig».
«Ältere Frauen, die in langjährigen Partnerschaften leben, sinddagegen viel abgeklärter», sagt Luchmann. «Deshalb erliegen sieschneller der Versuchung, mit einem anderen Mann ins Bett zu gehen,als Jüngere.» Allerdings sind ältere Frauen bei ihrem Seitensprungvorsichtiger als ihre jüngeren Geschlechtsgenossinnen. «Sie achtenviel mehr darauf, dass nichts rauskommt. Schließlich setzen sie dabeieiniges aufs Spiel - ihre Ehe, die Kinder und einen gewissenLebensstandard», erklärt der Psychologe.
Luchmann hält nichts von Lügen und Heimlichkeiten in derBeziehung. Er rät fremdgehenden Frauen, ihrem Partner denSeitensprung zu beichten: «Ihre Untreue belastet die Partnerschaft.Und davon ist auch der Betrogene betroffen», sagt der Experte. Wennder Partner nichts wisse, könne er auch nicht gegensteuern. «MitGesprächen können Sie die Partnerschaft überdenken und verbessern»,sagt auch Therapeut Cöllen.
Allerdings riskiert eine Frau, die eine Affäre beichtet, nicht nurheftigen Streit oder sogar einen Gewaltausbruch des Partners, sieriskiert auch ihre Beziehung: Mehr als die Hälfte aller Betrogenen,würden Untreue nicht verzeihen und sich trennen, so das Ergebniseiner repräsentativen Umfrage des Inra-Instituts in Mölln beiHamburg. Vier von zehn Betrogenen möchten von einem Seitensprung dennauch lieber nichts wissen, so ein weiteres Ergebnis der Studie.
Psychologin Singer rät allen, die ihr Herz erleichtern möchten,zunächst mit einem vertrauten Menschen zu sprechen. Das kann dieFreundin sein oder ein professioneller Therapeut. «In einem solchenGespräch kann man klären, warum es dazu kam. Ist es beispielsweiseunter Alkoholeinfluss passiert oder kriselt es in der Beziehung schonlänger? Sucht man also im Grunde nach einem neuen Partner?» Wennhinter der Affäre tief gehende Unzufriedenheit und Sehnsucht steht,sollte mit dem Partner gesprochen werden. «Sonst passiert es immerwieder.»