Überschwemmungen Überschwemmungen: Entspannung in vielen Hochwasserregionen

Hamburg/Frankfurt/Dresden/dpa. - Die Umweltschutzorganisation WWF forderte eine radikale Umkehr in der Hochwasserpolitik. Die aktuellen Überschwemmungen seien nur ein Vorgeschmack auf künftige Fluten, erklärte der WWF in Frankfurt. Derzeit räche sich die verfehlte Hochwasserpolitik der vergangenen 150 Jahre mit begradigten Flüssen, verbauten Bachtälern und besiedelten Überschwemmungsgebieten.
In Bayern passierte der Scheitel der Flutwelle auf dem Main in der Nacht zum Sonntag Schweinfurt, ohne größere Schäden zu verursachen. Nun rüstete sich die Stadt Würzburg für die am Sonntagabend erwartete Flutwelle: Helfer errichteten Polder, um die Innenstadt vor den Fluten zu schützen - vermutlich werde das ausreichen, sagte ein Sprecher. Am Samstagmorgen war durch das Hochwasser in Bayern ein Mensch ums Leben gekommen. Im oberpfälzischen Kallmünz ertrank eine 75 Jahre alte Zeitungsausträgerin in den Fluten der Naab.
In Sachsen hatten die Landkreise und kreisfreien Städte entlang der Elbe am Samstagabend Katastrophen-Voralarm ausgelöst. Die Wasserstände an den Nebenflüssen gingen nach Angaben des Lagezentrums des Innenministeriums jedoch stark zurück. Da der Elbepegel recht langsam anstieg, atmeten die noch vom August-Hochwasser arg gebeutelten Dresdner auf. Vermutlich wird es in der Stadt keine größeren Hochwasserschäden geben. Der für Montag erwartete Maximalpegel wird voraussichtlich mindestens zehn Zentimeter unter der kritischen Marke von sieben Meter liegen. Der Scheitel der Elbe- Flutwelle passiert derzeit das tschechische Usti nad Labem (Aussig).
In Sachsen-Anhalt entspannte sich die Lage trotz steigender Wasserstände an Saale und Elbe. «An allen anderen Flüssen stagnieren oder sinken die Wasserstände», sagte Jürgen Rose vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz. Dazu hätten vor allem die nur noch geringen Schneefälle und die frostigen Temperaturen beigetragen. Beim Vorbereitungsstab Hochwasser im Innenministerium hieß es, die Lage sei ruhig und beherrschbar. An der Dessauer Mulde war am Samstag vorsorglich mit der Sicherung der Deiche begonnen worden.
In Thüringen konnten 1300 Helfer in der Nacht zum Sonntag einen Deich sichern, der durch das Hochwasser des kleinen Flusses Lossa bei Leubingen zu brechen drohte. «Der Deich hält, wir waren schneller», sagte Rüdiger Dohndorf, Landrat im Landkreis Sömmerda. Nach seinen Angaben fielen am Sonntagmorgen die Pegel der Lossa und der Unstrut. Ein Teil des 1000-Seelen-Dorfes Leubingen war evakuiert worden. Ein Deich an einem Flutkanal zwischen Reinsdorf und Artern war wegen steigender Pegelstände am Samstagabend nach Angaben des Krisenstabes im Kyffhäuserkreis auf einer Länge von drei Metern gesprengt worden. Rund 250 Hektar unbewohntes Gebiet wurden damit geflutet. Der Pegel im nahen Oldisleben an der Unstrut nahm am Sonntag ab.
Mit sinkenden Temperaturen und nachlassenden Niederschlägen entspannte sich die Hochwasserlage in Rheinland-Pfalz und im Saarland, wo die Pegel der Flüsse bereits sinken. Die «große Flut» in Köln bleibt nach Angaben der Hochwasserschutzzentrale aus. «Wir sind mit dem blauen Auge davon gekommen. Die Altstadt ist gerettet», sagte ein Sprecher der Hochwasserschutzzentrale. Auch das niedersächsische Städtchen Hann. Münden blieb verschont. Am Zusammenfluss von Werra und Fulda, aus denen die Weser entsteht, blieb der Pegel unter der für die Altstadt kritischen Marke. In Frankfurt am Main hielten die Sandsackbarrieren den Mainfluten bislang stand.