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TV-Wettermoderator TV-Wettermoderator: Kachelmanns Zeitloch

Von URSULA KNAPP 04.10.2010, 06:08
Eine Gerichtszeichnung zeigt beim 4. Prozesstag im Fall Jörg Kachelmann in Mannheim den wegen Vergewaltigung angeklagten Wettermoderator mit einem seiner Anwälte, Reinhard Birkenstock. (FOTO: DPA)
Eine Gerichtszeichnung zeigt beim 4. Prozesstag im Fall Jörg Kachelmann in Mannheim den wegen Vergewaltigung angeklagten Wettermoderator mit einem seiner Anwälte, Reinhard Birkenstock. (FOTO: DPA) dpa

MANNHEIM/MZ. - Auch am Tag sechs imKachelmann-Prozess steht am Landgericht MannheimAussage gegen Aussage. Am Montag blieb die Öffentlichkeitvon dem Vergewaltigungsprozess ausgeschlossen.Weil Dinge "aus dem Intimbereich und engerenFamilienbereich" zur Sprache kommen, so derVorsitzende Richter Michael Seidling. Zunächsttrat der Vater des mutmaßlichen Opfers inden Zeugenstand, ein pensionierter Studiendirektor.Am Mittag war eine andere Ex-Freundin Kachelmannsals Zeugin geladen.

Die für den Prozess zentrale Aussage sollkommende Woche folgen. Dann wird das möglicheOpfer, Jörg Kachelmanns langjährige Freundin,in den Zeugenstand treten. In bisherigen Vernehmungengab sie an, nach Mitternacht des 9. Februarvon Kachelmann mit einem Messer bedroht, insSchlafzimmer gedrängt und vergewaltigt wordenzu sein. Zuvor hatte es Streit gegeben, weilsie seine Untreue entdeckt hatte. Tatzeitwar laut Anklage 0:30 Uhr bis 1 Uhr. Ort:Die Wohnung der 37-Jährigen in Schwetzingen.Kachelmanns Verteidiger sprechen von einer"gewaltigen Lüge." Er selbst schweigt im Prozess.Einmal hat der 52-Jährige vor dem Haftrichterseine Darstellung von den entscheidenden Stundenerzählt. Das war am 24. März 2010, vier Tagenach seiner Verhaftung. Aber dort klafft einZeitloch, und keiner kann es bisher erklären.

Aus der Perspektive des Wettermoderators verliefdie Nacht vom 8. auf 9. Februar zunächst wieimmer; seine Freundin wartete auf dem Bettauf ihn, die Wohnungstür war angelehnt. Nachdem einvernehmlichen Sex aßen sie auf demSofa. Dann begannen ihre Fragen, sie konfrontierteihn mit der Kopie von Flugtickets, die aufihn und eine andere Frau lauteten. Er gestandschließlich ein, dass er auch andere Frauenhabe, es gab Streit und Tränen. Die Trennungwar einvernehmlich, er ging.

Danach fuhr er nach Frankfurt-Mörfelden, dennam Folgetag flog er zu den Olympischen Spielennach Kanada. Am ersten Hotel fuhr er vorbei,weil die Parksituation schlecht war. Danncheckte er im Holiday Inn Express in Mörfeldenein. So sagt Kachelmann.

Die Übergabe der Zimmerschlüssel wurde vomHotelsystem um 3:28 Uhr registriert. Und genauhier kann etwas nicht stimmen. Denn für die77 fast durchgängigen Autobahnkilometer zwischenSchwetzingen bis zum Hotel fährt man lautGoogle maps 44 Minuten, nachts sicher nichtlänger. Kachelmann brauchte aber fast zweieinhalbStunden. Selbst wenn man für den Umweg undfür das Einchecken im Holiday Inn eine halbeStunde rechnet, hätte er um 2:14 Uhr auf demWeg zu seinem Zimmer sein müssen. Es war aber3:28 Uhr. Entweder seine Ex-Freundin hat falscheUhrzeiten angegeben. Oder er fuhr in dieserNacht erst einmal lange herum. War der Abendvielleicht doch dramatischer verlaufen?

Bisher gibt es für das Zeitloch keine Erklärung.Auch bei seiner einzigen Aussage am 24. Märzwurde er nicht gefragt, was er bei einer Streckevon 77 Kilometern zweieinhalb Stunden aufder Autobahn gemacht hatte. Denn die Ermittlerwussten damals noch nicht, wann er im Hotelankam.

Momentan spricht die lange Zeitspanne nichtfür die Version von der unspektakulären Trennung.Auch nicht, dass Kachelmann nach seiner Rückkehraus Kanada bei seiner Verhaftung keine Reaktion,geschweige denn Empörung zeigte. Es gibt jedochauch Entlastendes. Seine Kollegen hatten ihnin den fünf Wochen der Olympischen Spieleals normal, sogar positiv erlebt. Der Prozesswird fortgesetzt.