Trendsport «Kaninhop» Trendsport «Kaninhop»: Kleintierschau war gestern

Jenalöbnitz/dpa. - Snoopy ist nicht zu bremsen: Behände saust der zweijährige Rammler durch den Parcours, hüpft wie ein Flummi über die aufgestellten Hürden. «Langsam, langsam», ruft seine BesitzerinSara Gerstner. Doch Snoopy hat so viel Schwung, dass er mit Karacho an einer der sieben Hürden vorbeisaust. Derweil warten am Rand seine Kaninchenkollegen auf ihren Auftritt: James, den ein Geschirr mit Piratenstickern ziert, ebenso wie die wuschelige Zuckerwatte und Lolamit ihren Schlappohren. Aus Skandinavien ist der Sport Kaninhop nachDeutschland gekommen und findet immer mehr Anhänger. Seit fast zweiJahren wird auch in Jenalöbnitz (Saale-Holzland-Kreis) allwöchentlichtrainiert.
Ähnlich wie beim Pferdespringen müssen die Mümmelmänner einegewisse Zahl an Hürden überspringen. Je nach Schwierigkeitsgrad sindsie zwischen 25 und 40 Zentimeter hoch. Dabei werden die kleinenSpringstars von ihren Besitzern an der Leine geführt und - nicht allesind so euphorisch wie Snoopy - mit «hopp, hopp»-Rufen odergetrockneten Bananenscheiben motiviert. Außerdem braucht es Vertrauenzwischen Mensch und Tier.
Für viele der kuscheligen Hüpfer ist ihr Sprungtalent dieEintrittskarte zu einem langen Kaninchenleben. «Snoopy ist mit"mangelhaft" bei einer Rasseschau durchgefallen», erzählt Gerstner.«Da habe ich ihn dem Züchter abgekauft. Er wäre sonst in der Pfannegelandet.» Nun lebt der putzige weiße Kerl mit Ohren, Nase undSchwanz in Braun mit vier anderen Kaninchen in ihrer Wohnung - undist der beste Hochspringer des Vereins: Er schafft gut einen halbenMeter. Auch James habe nicht zur Zucht getaugt, erzählt dessenBesitzerin Claudia Fehlen, Chefin des 1. ThüringerKaninchensport-Vereins mit 13 Mitgliedern. «Ich habe ihn in einerTombola gewonnen.»
Auf die Idee mit dem Kaninchensport sei sie im Internet gestoßen.«Ich hatte ein Kaninchen, das lief den ganzen Tag allein im Gartenherum. Es war wie ein Hund», erinnert sich die 23-Jährige. BeimSurfen im Internet las sie dann von Kaninhop. Flugs baute sieprovisorisch ein paar Hindernisse aus Blumentöpfen und Brettern - undsiehe da: Es funktionierte und machte auch noch Spaß. Inzwischenbesteht der Parcours aus richtigen, bunt bemalten Hürden, auf denendie Sprossen in verschiedenen Höhen eingelegt werden. Regelmäßigfahren die Vereinsfreunde nun mit ihren Karnickeln zu Wettkämpfenauch in anderen Bundesländern. Momentan wird für das eigene Turnieram 9. Juli in Jenalöbnitz trainiert.
«Kaninhop gibt es seit etwa fünf Jahren in Deutschland und istseither ganz stark im Kommen», erläutert Wolfgang Elias vomZentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter. Immer mehr Vereinehätten solche Kaninchensport-Gruppen, die vor allem bei Kindern undJugendlichen beliebt seien. Im Vordergrund stünde stets die Freude amTier, nicht die Leistung, versichert Elias. «Es darf kein Zwang aufdas Kaninchen ausgeübt werden und da achten wir auch sehr starkdarauf.» Inzwischen gebe es auf jeder Bundes- und auch auf denLandesschauen Kaninhop-Wettbewerbe.
Während Snoopy zu den Hochspringern gehört, liebt Lola das Weite.Heute jedoch braucht sie etwas Zeit zum Warmlaufen. Zunächst stopptsie vor dem Hindernis und erst nach gutem Zureden ihrer BesitzerinLina Deppner setzt sie zum Sprung an. «Lola ist schnell, aberungenau», erzählt die Zwölfjährige. Doch bis zum nächsten Turnier hatsie noch etwas Zeit zum Üben. Den Weltrekord werden die Ostthüringerwohl aber auch dann nicht knacken. Er soll bei knapp einem Meter Höheund drei Metern Weite liegen. Doch darauf komme es ihnen sowiesonicht an, beteuern sie unisono: Hauptsache Snoopy, James, Lola und Cohaben Freude am Springen.