Trauerfeier Trauerfeier: Briten nehmen Abschied von «Queen Mum»

London/dpa. - Weizsäcker reise als einziger offizieller deutscher Gast zu der Trauerfeier in London, sagte ein Sprecher des Bundespräsidialamtes der dpa in Berlin. Zu der Zeremonie seien bis auf Vertreter des britischen Commonwealth keine Staatsoberhäupter geladen.
Die Trauernden nahmen Wartezeiten von bis zu sechs Stunden in Kauf. Wegen des großen Andrangs wurden die Einlasszeiten verlängert. Schätzungsweise 200 Millionen Fernsehzuschauer sahen das Schauspiel weltweit im Fernsehen. An Aufwand und Pomp stellte die seit 23 Jahren von «Queen Mum» selbst vorbereitete Prozession sogar den Trauerzug für Prinzessin Diana vor fünf Jahren in den Schatten. Bis Dienstag bleibt «Queen Mum» aufgebahrt. Am vergangenen Samstag war sie im Alter von 101 Jahren gestorben.
Über 1600 Soldaten begleiteten die von sechs Pferden gezogene Geschützlafette, die den Sarg in einer halben Stunde von der Queen's-Kapelle des Palastes von St. James's zur Westminster Hall brachte. Dieselbe Lafette war vor 50 Jahren beim Trauerzug für «Queen Mums» Ehemann, König George VI., benutzt worden.
Insgesamt 14 Mitglieder der Königsfamilie folgten dem Sarg,darunter der Thronfolger Prinz Charles (53), seine Söhne William (19) und Harry (17) und seine Geschwister Anne (51), Andrew (42) und Edward (37). Königin Elizabeth II. (75) erwartete den Zug an der Westminster Hall.
Trotz des traurigen Anlasses bot die Monarchie ihren ganzen Pomp auf. Die Soldaten von Armee, Luftwaffe und Marine hatten genauso ihre Gardeuniformen angelegt wie die Mitglieder der Wachregimenter. Zu Trauermusik folgten sie langsamen Schrittes dem Sarg, während Salut geschossen wurde. Die Prozession über die Prachtstraßen «The Mall»und «Whitehall» führte unter anderem am Denkmal von König George VI. - dem 1952 verstorbenen Mann der «Queen Mum» - vorbei. Auf dem Sarg lag die persönliche Standarte der Königinmutter und darauf ihre Krone mit dem legendären Kohinoor-Diamanten. Die Krone war am Abend zuvor unter strengen Sicherheitsvorkehrungen aus dem Tower of London geholt worden.
Etwa 2500 Polizisten überwachten die Prozession. Auf den Dächern waren Scharfschützen postiert. Die Route führte entlang der Schauplätze wichtiger Lebensstationen der Königinmutter. Die Prozession begann neben dem Clarence House, der Reside, in der sie 50 Jahre als Witwe gelebt hatte, und zog über die Prachtstraße «The Mall» mit Blick auf den Buckingham-Palast, wo dem Königspaar 1945 am«Victory Day» Zehntausende zugejubelt hatten. Dann ging es an der Downing Street vorbei zur Westminster Hall, wo 1952 schon George VI. aufgebahrt worden war.
Schon vor Öffnung der Westminster Hall für die Öffentlichkeit hatten sich 20 000 Wartende eingefunden. Pro Stunde zogen zwischen 4000 und 6000 Menschen am Sarg vorbei. Die Warteschenschlangen erstreckten sich über eine Themse-Brücke bis auf die andere Seite des Flusses. Ein Schulmädchen, die mit ihrem Vater gekommen war,sagte: «Mein Papa hat mir viel über die Königinmutter erzählt. Ich finde sie cool.»
Am Montagabend wollen die vier männlichen Enkel der «QueenMum», Prinz Charles, Prinz Andrew, Prinz Edward und ViscountLinley, der Sohn der verstorbenen Prinzessin Margaret, am Sarg ihrer Großmutter Totenwache halten. Am Dienstag ist in der Westminster-Abtei der Trauergottesdienst geplant. Danach wird die Königinmutter neben ihrem Ehemann in der St. George's-Kapelle von Schloss Windsor beigesetzt.
