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Transrapid-Unglück Transrapid-Unglück: Staatsanwaltschaf will nun Funkverkehr auswerten

25.09.2006, 15:38

Lathen/dpa. - Zunächst erhoffen sich die Ermittler von derAuswertung des Funkverkehrs während des Unfalls am vergangenenFreitag und durch die Vernehmung der Überlebenden Aufschlüsse überden Hergang der Tragödie. Es habe bereits erste Vernehmungen vonÜberlebenden gegeben, sagte der Sprecher der StaatsanwaltschaftOsnabrück, Alexander Retemeyer, am Montag. Bislang konnten drei derzehn Verletzten die Krankenhäuser verlassen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.Ersten Untersuchungen der beschlagnahmten Kassetten zufolge seienGespräche zwischen Leitstelle, Zug und Werkstattwagen aufgezeichnetworden, sagte er. Die Auswertung gestalte sich aber schwierig, da derFunkverkehr auf verschiedenen Kanälen erfolgt sei. Zur Sicherung desBeweismaterials seien Experten und ein Spezialgerät angefordertworden. Auch die Videoaufzeichnungen aus dem Cockpit müssten nochanalysiert werden.

Inzwischen hat neben Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee(SPD) und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) auchBundespräsident Horst Köhler seine Teilnahme an der zentralenGedenkveranstaltung am kommenden Mittwoch in Lathen zugesagt. Aufeinem Spendenkonto, das der Landkreis eingerichtet hat, sindinzwischen knapp 100 000 Euro für die Hinterbliebenen der Opfereingegangen, sagte ein Sprecher des Landkreises Emsland. An derTeststrecke soll von Mittwoch an ein Holzkreuz an die Tragödieerinnern. Es soll später von einer steinernen Gedenktafel ersetztwerden.

Die Fahrdienstleiter im Transrapid-Leitstand konnten von denErmittlern noch nicht befragt werden, weil sie unter Schock stehen.Sie hätten nach einem Protokollbucheintrag und laut Daten einesOrtungssystems von dem Werkstattwagen auf der Strecke wissen müssen.Sie hätten nach Angaben der Staatsanwaltschaft daher dem Zug nicht«grünes Licht» zur Fahrt geben dürfen.

Retemeyer betonte, dass «die Ermittlungen in alle Richtungen»gehen. Zwar gebe es keine Hinweise auf ein technisches Versagen.Dennoch könne den Fahrdienstleitern nicht von vornherein die Schuldgegeben werden. «Wir ermitteln gegen alle Personen dieser Testfahrt,sowohl gegen die Mitarbeiter der Leitstelle als auch gegen dasFahrpersonal.» Retemeyer fügte hinzu: «Bisher haben wir nur dieDienstpläne und wissen nicht, wo die Personen in der Leitstellezum Unfallzeitpunkt waren.»

Auch die Rekonstruktion der Minuten vor der Tragödie beschäftigtdie Ermittler. «Der Zug wird vom Lokführer in Bewegung gesetzt, aberdie Leitstelle muss mehrere Bedienhandlungen zuvor vornehmen»,erläuterte Retemeyer. Dazu gehöre zum Beispiel, dass die Leistellefür Strom sorgen müsse, damit der Zug fahren kann.

Zu den Erkenntnissen aus den Vernehmungen der Überlebenden wolltesich die Staatsanwaltschaft nicht äußern. Die Ermittler wollten sicherst ein Gesamtbild machen. Auch gebe es noch keine Hinweise darauf,in welchem Teil des Zuges sich die 31 Menschen zum Unfallzeitpunktbefunden haben. Die Leiche eines der Zugführer wurde in derGerichtsmedizin in Oldenburg obduziert.

Unterdessen untersuchte ein Sachverständiger desEisenbahnbundesamtes in Bonn den Unglücksort und sicherte Brandspurenam Transrapid. «Dies könnte möglicherweise Aufschluss über denBremsvorgang des Zuges geben», sagte Retemeyer. Die Zugführer desTransrapids sollen kurz vor dem Zusammenprall mit Tempo 170 einenNotbremsung eingeleitet haben.

Wann der Zug von der Trasse geborgen werden könnte, sei nochunklar. «Er wird erst von der Staatsanwaltschaft freigegeben, wenndie Gutachter ihre Untersuchungen abgeschlossen haben», sagteRetemeyer. Ferner prüfe zunächst ein Statiker, ob die Trasse dort, wonoch das Wrack des zerstörten Transrapid 08 steht, einstürzen könnte.

Transrapid-Unglück (Grafik: dpa)
Transrapid-Unglück (Grafik: dpa)
dpa
Infografik zum Transrapid-Unfall (Grafik: dpa)
Infografik zum Transrapid-Unfall (Grafik: dpa)
dpa