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Tod von Mary-Jane geklärt Tod von Mary-Jane geklärt: Die «Spur 130» überführte Tino L.

Von Oliver Hollenstein 10.07.2011, 11:32

Suhl/Zella-Mehlis/dpa. - Es sind nur knapp 100 Meter. Ein kleinerFußweg führt von der Wohnung, in der Mary-Jane mit ihrer Mutterlebte, zu dem Haus, in dem die Siebenjährige schreckliche Stundendurchleben musste. Vor dem Eingang des Plattenbaus im thüringischenZella-Mehlis stehen am Tag nach der Verhaftung von Tino L. zahlreichePolizeiwagen. Ermittler sichern Spuren, durchsuchen die Wohnung desmutmaßlichen Kinderschänders.

Vor Mary-Janes Haus ist es ruhiger. Kerzen, Briefe von Freundenund Bekannten sowie Bilder der Siebenjährigen erinnern dort an daszierliche Mädchen. Mary-Jane wurde sexuell missbraucht, bis zurBewusstlosigkeit gewürgt und ertrank schließlich in einem Waldbach.Zwei Wochen nach der kaltblütigen Tat ist der mutmaßliche Tätergefasst.

Selbst dem erfahrenen Leiter der Sonderkommission «Mary»,Kriminalhauptkommissar Andreas Beez, steht die nervenaufreibendeArbeit der vergangenen beiden Wochen ins Gesicht geschrieben. Bis zu16 Stunden am Tag hätten seine 50 Mitarbeiter jede noch so kleineSpur geprüft, seit Wanderer das kleine Mädchen am 25. Juni tot imWald bei Zella-Mehlis fanden.

Am Samstag können die Ermittler in Suhl endlich verkünden: Wirhaben ihn. Der Tatverdächtige Tino L. ist 37 Jahre alt,unverheiratet, wegen Drogen- und Verkehrsdelikten vorbestraft. Ersoll zwei Kinder haben, berichten Medien. Die Polizei will das abernicht bestätigen mit Verweis auf den Datenschutz.

Viele Puzzlerteile hatten die Beamten zusammengesetzt, bevor TinoL. am Freitag festgenommen werden konnte. Spur 130 überführt ihn:Zeugenaussagen und ein falsches Alibi locken die Beamten auf dieFährte des Wäschereimitarbeiters. Seine DNA-Probe stimmt mit Spurenüberein, die an dem toten Kind gefunden wurde. «Es bestehtmittlerweile Klarheit über das Schicksal der kleinen Mary-Jane»,betont Beez. Tino L. habe gestanden.

Doch auch wenn der 37-Jährige alles zugibt - zufrieden sind dieErmittler noch nicht, sammeln weiter Beweise. Zwei Beamte bewachen amSamstag den Eingang des Plattenbaus, in dem Tino L. gewohnt hat.Ermittler tragen einen großen, in Folie verpackten Gegenstand aus demHaus - es könnte eine Matratze sein. Ob sich der 37-Jährige aufdieser an Mary-Jane verging, muss nun geklärt werden.

«Das war mal so ein ruhiges Wohngebiet hier», sagt Nachbar KarlNehring. «Aber damit ist es vorbei.» Seit zwei Wochen belagernFotografen und Kamerateams das Wohngebiet unweit des ThüringerWaldes. Wie fühlen Sie sich? «Wir sind sehr erleichtert, dass derTäter gefasst ist.» Seit dem Verbrechen lebten viele Menschen derKleinstadt in Angst. Vor der Schiller-Schule stauten sich morgens dieAutos besorgter Eltern, die ihre Kinder nicht mehr allein in dieSchule laufen ließen.

In die Erleichterung mischen sich aber auch andere Gefühle. «Esist schlimm, dass der von hier kommt», sagt Nehring. Seine Frauergänzt: «Das war eigentlich ein ganz unauffälliger Typ.» Das sahoffenbar nicht jeder der Nachbarn so: Zeugen haben Tino L. dabeigesehen, wie er von seinem Balkon aus heimlich spielende Kinderbeobachtete. Der Mann sei ein Sonderling gewesen, erzählen andere.

Mary-Jane, die am Montag (11. Juli) acht Jahre alt geworden wäre,wird als zutrauliches Kind beschrieben. «Die ist mit jedemmitgegangen», sagt ein Mann, der seinen Namen nicht nennen will. Dasnutzte Tino L. offensichtlich kaltblütig aus. Er kannte das Mädchenund seine 28 Jahre alte Mutter, war sogar schon mehrmals in derWohnung der Familie gewesen. Mutter und Tochter hätten ihn aber wohlnicht sonderlich gemocht, heißt es bei der Staatsanwaltschaft.

Trotzdem folgte Mary-Jane dem Mann am 24. Juni nach dem Schulhortin seine Wohnung. Was dann geschah, darüber äußeren sich dieErmittler nur vage: Nach dem Missbrauch sei das Mädchen noch lebendmit ihm in den nahen Wald gegangen. Dort würgte Tino L. dieSiebenjährige und legte sie dann in den Bach. «Das Kind istertrunken», sagt Ermittler Beez zwei Wochen später.