Titanenwurz Titanenwurz: Blüht schön und stinkt grässlich

Berlin/dpa. - Trotz der Zumutung für die Nasen freut sich das Publikumund strömte in Massen zu dem botanischen Ereignis. Rund um dieTitanenwurz ((Amorphophallus titanum) mit ihrem weit ausgebreitetenHochblatt und dem bis auf 1,99 Meter Höhe gewachsenen Kolben hat sichim Tropenhaus «ein unglaublicher Gestank verbreitet». Das sagte amSonntag die Sprecherin des Botanischen Gartens, Gesche Hohlstein, derNachrichtenagentur dpa.
Naturfreunde, die sich das botanische Ereignis ohne Gestankansehen wollten, hatten Pech. Wegen riesigen Interesses vonNaturfreunden brach die Live-Übertragung einer Webcam im Internetzusammen. «Die Zugriffszahl war so hoch, dass nichts mehr zu machenwar», hieß es. Der Botanische Garten stellte als Ersatz für dievergeblich angeklickten Live-Bilder Zeitraffer-Aufnahmen derBlütenöffnung vom Samstag ins Netz.
Majestätisch und ganz langsam, Zentimeter für Zentimeter, hattesich der Kelch von Punkt 12.00 Uhr mittags an weit geöffnet. AusHunderten von Blüten im Inneren der exotischen Pflanze verströmtesofort ein bestialischer Verwesungsgeruch. Mit diesem Trick der Naturwerden Fliegen angelockt, die für ihre Eiablage eigentlich einenverwesenden Tierkadaver suchen. Im Blütenstand des Titanenwurz findendie Fliegen keinen geeigneten Brutplatz - aber sie bestäuben dieBlüten, teilte der Botanische Garten mit.
Neben dem Gestank müssen die Naturfreunde auch deutlich erhöhteTemperaturen im Tropenhaus verkraften. «Die Pflanze heizt ihreUmgebung kräftig an», sagte Hohlstein. Damit schafft sie es, ihrenGestank noch weiter zu verbreiten, haben Wissenschaftlerfestgestellt. An der Pflanze sind Sonden angebracht worden, außerdemsaugt eine Pumpe den Duft in präparierte Behälter. Die Forscherkönnen dann später die Entwicklung messen und nachvollziehen.
Das Blühspektakel ist nur drei Tage lang zu sehen. Die Experten imBotanischen Garten hatten die Blüte eigentlich schon in dervergangenen Woche erwartet. Doch die Pflanze ließ sich Zeit. DerKelch, ein großes Hochblatt (Spatha), wird sich bis Montag wiederfest um den Kolben (Spadix) geschlossen haben. Am Montag ist dasSchauspiel vorbei, der Blütenstand welkt, und der Kolben bricht insich zusammen.
Die Titanenwurz gehört zur Familie der Aronstabgewächse. Siebildet eine unterirdische Knolle, die über 100 Kilogramm schwerwerden kann. Erst nach mehreren Jahren kann aus der Knolle eine biszu drei Meter hohe kolbenförmige Blüte hervorgehen. Nach dem GuinnessBuch der Rekorde ist es die größte Blume der Welt. Ihr Höchstmaßliegt bei 2,94 Meter, erreicht in der Wilhelma Stuttgart im Jahr2005. In der Natur ist die 1878 rpt 1878 von einem italienischenBotaniker auf Sumatra entdeckte Pflanze stark gefährdet.