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Tierschutz Tierschutz: Todesstoß für den Stierkampf

Von RALPH SCHULZE 27.07.2010, 20:39

BARCELONA/MZ. - "Freiheit!", rufen die Menschen in der Arena. "Freiheit für den Stierkampf." Draußen vor den Toren des Kampfplatzes in der katalanischen Hauptstadt Barcelona brüllen die Gegendemonstranten: "Das Stiertöten ist keine Kultur - Schluss mit der Folter." Die Gemüter in der nordspanischen Stadt sind erhitzt. Denn es könnte das letzte Stündlein für den umstrittenen Stierkampf geläutet haben.

Das Regionalparlament in Katalonien wird über die Zukunft des Stierspektakels entscheiden. Und wenn man den inoffiziellen Umfragen unter den Abgeordneten glauben kann, wird eine Mehrheit für ein Verbot des Stierkampfes in dieser eigenwilligen spanischen Mittelmeerregion stimmen. Angefangen hatte alles mit einem Volksbegehren, welches begleitet von hunderttausenden Unterschriften die parlamentarische Debatte anschob. Es war Ende 2009 mit den Stimmen der regierenden Sozialisten und linker Regionalparteien knapp angenommen worden.

Ein Verbot wäre ein Aufbruchssignal für die Tierschützer in dem südeuropäischen Land, die seit Jahren gegen die "blutige und grausame Tradition" Sturm laufen. Und es wäre ein weiterer Hieb der rebellischen Katalanen gegen die ungeliebte spanische Nation, mit der man möglichst wenig gemein haben will. Der Stierkampf gilt im übrigen Königreich allgemein als "fiesta nacional", als nationales Fest, das andere, noch stierkampfbegeisterte Regionen sogar als "historisches Kulturgut" gesetzlich schützen wollen.

Von der Signalwirkung des Verbots abgesehen wären die konkreten Folgen begrenzt: In Katalonien gibt es nur eine Arena, "La Monumental" in Barcelona mit 20 000 Plätzen. Die bei Tierschützern nicht weniger umstrittenen Stierrennen durch die Gassen der Dörfer wären von dem drohenden Verbot aber nicht betroffen.