Tiere Tiere: Naturschützer erwarten weitere Braunbären in Deutschland
München/Innsbruck/dpa. - Naturschützer rechnen mit weiterenBraunbären in Deutschland. Der jetzt für Schlagzeilen sorgende Bärwerde kein Einzelfall bleiben, sagte Artenschutzexpertin ChristineMargraf vom Bund Naturschutz (BN) am Montag in München. Schon jetztgebe es in Österreich 20 bis 30 Bären. «Vom Potenzial her könntendort 50 bis 100 Braunbären leben», erläuterte Margraf. Im Alpenrauman der bayerisch-österreichischen Grenze fänden die Tiere einen fastidealen Lebensraum.
Bei der Suche nach dem Braunbären haben die Tierschützerunterdessen weitere Verstärkung bekommen. Zu der Truppe von Bären-Experten sei ein erfahrener Fährtensucher aus Rumänien hinzugestoßen,berichtete Jörn Ehlers von der Umweltstiftung WWF Deutschland. Auchein Betäubungsexperte, ein Tierarzt der Tierschutz-Stiftung VierPfoten, unterstütze die Bärensucher.
Der Braunbär ist derweil offensichtlich weiterhin in Tirolunterwegs. Im Gebiet Achensee nordöstlich von Innsbruck wollen zweiAugenzeugen das Tier beobachtet haben. Diese Vorfälle seien jedochnoch nicht bestätigt, sagte Susanne Grof vom WWF Österreich der dpain Wien. Ein Lastwagenfahrer hat nach eigenen Angaben beobachtet, wiedas Tier bei Schwaz die Inntal-Autobahn überquerte und über dieMittelleitplanke kletterte.
Eine Einsatzgruppe des WWF hat mittlerweile eine Bärenfalle in dasGebiet gebracht. Die Röhrenfalle kann jedoch nur dann eingesetztwerden, wenn der Bär an einen Ort zurückkehrt, den er vorheraufgesucht hat - etwa, um ein weiteres Stück eines gerissenen Tiereszu fressen. «Das hat er aber bisher nicht gemacht», erklärte Grof.Der Bär hat auf seiner Wanderschaft in Österreich und Bayern bishereinige Bienenstöcke zerstört, ist in Ställe eingedrungen und hat elfSchafe und zuletzt drei Ziegen gerissen, ohne sie jedoch zu fressen.
In Teilen Tirols wurde der Bär wegen seines untypischenVerhaltens, das ihn immer wieder in die Nähe von Menschen führt,ebenso wie in Bayern zum Abschuss frei gegeben. In der RegionAchensee und im Karwendel, wo er zuletzt gesehen wurde, darf auf denBären jedoch nicht geschossen werden.
«Wir tun alles, um den Bären lebend zu bekommen», betonte Ehlers.Ende der Woche werde die zweite in den USA bestellte Bärenfalleerwartet. Das seien sehr speziell angelegte Fallen, die man nichteinfach mal so eben von einem Schlosser zusammenschweißen lassenkönne. So müsse etwa der Gitterabstand genau stimmen, damit sich derBär an den Stangen nicht die Zähne ausbeißen könne.
Ehlers wies zugleich Überlegungen zurück, wonach man den Bären miteiner Infrarotkamera von einem Hubschrauber aus suchen lassen könnte.Der Bär im Grenzgebiet sei noch ein junges Tier mit maximal 100 bis120 Kilogramm Körpergewicht und wäre somit per Infrarot kaum voneinem ausgewachsenen Hirschen zu unterscheiden, erläuterte der WWF-Experte. Es sei sehr schwer, den jungen Bären zu finden, weil er sicheben noch kein festes Revier gesucht habe.
Die Naturschützer forderten in München die Zurücknahme derFreigabe zum Abschuss, die das bayerische Umweltministerium gegen denBären beschlossen hatte. «Der Griff zur Flinte ist in Bayern einebesonders ausgeprägte Kurzschlussreaktion», kritisierte BN-Artenschutzreferent Kai Frobel. «Dass der Großteil der Bevölkerungden Bären in Bayern mit offenem Herzen aufgenommen hat, sollte nunAnstoß für die Politik sein, künftig besser vorbereitet zu sein»,sagte BN-Vorsitzender Hubert Weiger.
Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) kündigte an, dasbestehende Wildtiermanagement für Luchs und Steinadler rasch auf Wolfund Bär auszuweiten. BN-Chef Weiger forderte eine bessere Informationder Bevölkerung. «Wir haben über viele Menschengenerationen verlernt,mit großen Wildtieren umzugehen», betonte er. «Für deren langfristigeAkzeptanz ist der Abbau von Vorurteilen und mitunter tief sitzendenÄngsten zwingend erforderlich.»