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Tiere Tiere: Lederschildkröte ist akut vom Aussterben bedroht

26.02.2004, 10:41
Ein Taucher filmt am Dienstag (27.01.2004) im neuen Schildkrötenbecken des Stralsunder Meeresmuseums eine Meeresschildkröte. Vier Riesenschildkröten haben am gleichen Tag ihr neues Luxus-Becken bezogen. (Foto: dpa)
Ein Taucher filmt am Dienstag (27.01.2004) im neuen Schildkrötenbecken des Stralsunder Meeresmuseums eine Meeresschildkröte. Vier Riesenschildkröten haben am gleichen Tag ihr neues Luxus-Becken bezogen. (Foto: dpa) dpa

San José/dpa. - Die größte Meeresschildkröte, die Lederschildkröte, ist sehr stark bedroht. Von 1982 bis heute haben sich ihre Bestände im Pazifik von 115 000 auf weniger als 3000 verringert. Bereits in zehn Jahren könnten sie dort ganz verschwinden. Darauf haben Fachleute in dieser Woche bei der 24. Jahrestagung für Meeresschildkrötenschutz und -biologie in Costa Ricas Hauptstadt San José hingewiesen. Dieser Rückgang sei symptomatisch für den Zustand des Ozeans insgesamt, sagte der Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft für Meeresschildkröten, Roderic Mast, am Donnerstag.

Die Hauptfeinde der Schildkröten seien neben Wilderern die Fischerei mit Langleinen. Die Schildkröten verschlucken die Köder beim Auslegen der Leinen und werden mit ihnen in die Tiefe gezogen. Dabei seien im Jahr 2000 vermutlich 50 000 Lederschildkröten weltweit gefangen worden, berichtet das Fachmagazin «Ecology Letters» (Märzausgabe) unter Berufung auf Forscher der amerikanischen Duke University. Auch fünf weitere der insgesamt sieben bekannten Meeresschildkrötenarten gelten als vom Aussterben bedroht.

Die Lederschildkröte (Dermochelys coriacea) wird bis zu 2,40 Meter lang und 900 Kilogramm schwer. Die rund 100 Millionen Jahre alte Art hat die Dinosaurier überlebt und allen Klimaänderungen dieser Zeit getrotzt. Die Tiere leben im Pazifik und im Indischen Ozean und wurden auch schon im Mittelmeer, im Nordatlantik und in der Ostsee gesehen.

Die Wissenschaftler in San José forderten einen zweigleisigen Ansatz, um die Schildkröten vor dem Aussterben zu retten. Zum einen sollten die Strände, an denen die Tiere ihre Eier ablegten, strenger bewacht werden. Dort müsse auch die unkontrollierte Tourismusentwicklung gestoppt werden. Außerdem müsse die Fischerei- Industrie sicherere Techniken anwenden, um zu verhindern, dass Meeresschildkröten unbeabsichtigt mitgefangen und getötet würden. «An Land warnt der Kanarienvogel unter Tage Bergleute vor drohenden Umweltgefahren. Und so stellen Meeresschildkröten unseren Warnmechanismus für die Gesundheit des Ozeans dar», sagte Mast.