Tiere Tiere: Gibraltar-Affen werden zur Plage

Madrid/Gibraltar/dpa. - Nach der Legende bleibt Gibraltar solange britisch, wiees dort Affen gibt. In den vergangenen Jahren haben die Tiere sich sostark vermehrt, dass sie zu einer Plage wurden. Die Regierung desAffenfelsens entschied daher, 25 der mehr als 200 Tiere töten zulassen. Zwei wurden bereits mit einer Giftspritze eingeschläfert.
Dies versetzte die Tierschützer in Aufruhr. Die InternationaleLiga zum Schutz der Primaten (IPPL) drohte damit, zu einem Tourismus-Boykott gegen Gibraltar aufzurufen. «Die Regierung ist nicht in derLage, den Bestand an Affen ordentlich zu pflegen, obwohl die Tiereeinen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellen», meinte die britischeIPPL-Chefin Helen Thirlway nach Angaben der Zeitung «GibraltarChronicle».
Die Makaken, eine Unterart der Meerkatzen, gelten als die einzigenwildlebenden Affen in Europa. Dies ist allerdings übertrieben, dennin Wirklichkeit leben sie in einem Mini-Reservat auf dem Upper Rockin etwa 200 Meter Höhe. Dort werden sie auch mit Futter versorgt.Täglich erhalten sie 500 Gramm frisches Obst und Gemüse pro Affe.
Eine Gruppe von Makaken wurde jedoch abtrünnig und siedelte aufeigene Faust in die Nähe von Wohngebieten um. Dort drangen die Affendurch offenstehende Fenster in Wohnungen und die Zimmer eines Vier-Sterne-Hotels ein und richteten auf der Suche nach Essbarem ein Chaosan. Sie machten sich auch über Lieferwagen her, durchwühlten den Müllund rissen einer Passantin die Handtasche weg.
Die Behörden ließen die Mülltonnen «affensicher» machen und riefendie Bevölkerung dazu auf, die Fenster geschlossen zu halten. Aber eshalf nichts. Die Affen ließen sich nicht zur Rückkehr auf den UpperRock bewegen. «Die Entscheidung, die Affen töten zu lassen, ist derletzte Ausweg», sagte Tourismusminister Ernest Britto. «Kinder lebenin Angst und Schrecken, die Leute können ihre Fenster nicht öffnen.Die Affen können auch zubeißen und Krankheiten wie Hepatitisübertragen.»
Allerdings trug der Mensch selbst dazu bei, dass die Tiere zueiner Plage wurden. «Einzelne Besucher füttern die Affen und bringenihnen so bei, dass sie vom Menschen Futter erwarten können»,erläutert die Gesellschaft für Ornithologie und Naturgeschichte(GONHS), die sich im Auftrag der Regierung um die Tiere kümmert. «Aufdiese Weise verloren die Affen die Angst und den Respekt vor demMenschen.»
Nach dem Gesetz kann das Füttern mit einem Bußgeld von bis zu 500Pfund (640 Euro) bestraft werden. Eine solche Strafe wurde seit 1918aber nur ein einziges Mal verhängt. Die Polizei wies Forderungen nacheinem schärferen Vorgehen zurück mit dem Hinweis, dass die Jagd aufAffenfütterer nicht zu ihren vorrangigen Aufgaben gehöre.
In früheren Jahrhunderten hatten die britischen Kolonialherreneine einfache Methode, ein Überhandnehmen der Makaken zu verhindern:Die Soldaten benutzten die Affen für Schießübungen. Dies kommt heutenicht mehr infrage. Vor sechs Jahren starteten die Behörden denVersuch, die Vermehrung des Bestandes mit Mitteln derEmpfängnisverhütung zu bekämpfen. Der Erfolg hielt sich jedoch inGrenzen. Auch wurde versucht, überzählige Affen Zoos in anderenLändern zu vermachen. Aber es fanden sich kaum Abnehmer.