Tiere Tiere: Der Zoll hat eine «Kammer des Schreckens»

München/dpa. - Doch die Touristen werden nicht nur ihre verbotenenSouvenirs los. «Solche Artenschutz-Verstöße werden zudem mitBußgeldern von 150 bis zu mehreren tausend Euro geahndet», sagt derZollbeamte Thomas Meister vom Münchner Flughafen.
«Kammer des Schreckens» nennen die Beamten den Raum E 227 imZollamt am Münchner Airport. Dort türmen sich die beschlagnahmtenMitbringsel aus den vergangenen Jahren - von ausgestopftenKrokodilen, Kaimanen und Waranen bis hin zu abgeschnittenenElefantenfüßen, aus denen Hocker gemacht wurden. Sogar ein Löwenbabymusste für das Geschäft mit den Touristen sterben: Das ausgestopfteJungtier fanden die Zöllner im Koffer eines Heimkehrers aus Afrika.Daneben liegt eine konservierte tote Schildkröte, in derenRückenpanzer eine Metallschale eingelassen wurde - als Aschenbecher.
In einem Regal stehen etliche Flaschen mit eingelegten Kobras.«Die Schlangen werden betäubt und in die Flaschen geschoben, dannwird mit Reisschnaps aufgefüllt und etwas Ginseng mit Kräutern dazugegeben», beschreibt der Zöllner das Vorgehen der skrupellosenHändler. «Das gilt im Fernen Osten als Potenzmittel, manche Reisendebringen so etwas auch als Party-Gag mit.» In dem Raum liegen auchmehrere Elefanten-Stoßzähne, die als Luftfracht mit falschen Papiereneingeschmuggelt werden sollten, sowie unzählige Gürtel, Taschen undSchuhe aus Schlangen- oder Krokodilleder. An der Wand hängen mehrereMäntel und ein Bettvorleger aus Leopardenfell.
«Für diesen verbotenen Handel wird eine unendliche Tierquälereiangerichtet», beklagt Bundesgeschäftsführer Thomas Schröder vomDeutschen Tierschutzbund in Bonn. «Die Nachfrage bestimmt das Angebot- deshalb haben die Touristen eine große Mitverantwortung für denNaturschutz in den Reiseländern.» Allerdings stünden auch dieReiseveranstalter in der Pflicht, ihre Kunden offensiver aufzuklären.«Wer in den Urlaubsländern Geschäfte macht, ist mitverantwortlichdafür, was seine Gäste machen und kaufen.»
Tierschützer und Zöllner erklären die steigende Zahl derbeschlagnahmten unerlaubten Souvenirs vor allem mit demFernreiseboom. Manche Reisende und Sammler missachten offenbarbewusst das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen. «Viele Urlaubermachen sich aber einfach zu wenig Gedanken», sagt der ZöllnerMeister. «Vor allem sollte man nie dem Händler vor Ort vertrauen -der erzählt irgendetwas und zeigt oft Bescheinigungen, die letztlichwertlos sind.»
Mit Ausstellungen, bei denen die beschlagnahmten Mitbringselgezeigt werden, und im Internet informieren die Zöllner über denArtenschutz. «Große Muscheln und Korallen stellen sich vieleTouristen gerne in die Vitrine und denken gar nicht daran, dass dieauch geschützt sind», betont Meister.
Bei den Kontrollen gibt es für die Zöllner immer wieder Schocksund Überraschungen. Mal finden sie lebende Schildkröten, Papageienoder Skorpione in Koffern, mal züngeln ihnen giftige Schlangenentgegen. Pech hatte auch eine Frau, die am Münchner Airport einlebendes Äffchen unter ihrem großen Hut einschmuggeln wollte. Weilder Schwanz des Tieres ein bisschen unter dem Hut rausbaumelte,musste sie auf ihren auserkorenen Hausgenossen dann doch nochverzichten.
