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Thüringen Thüringen: Skatstadt Altenburg soll Autostadt werden

Von Arno Schütze 16.06.2004, 14:58
Als Modell im Maßstab 1:4 wird am Mittwoch (16.06.2004) im ostthüringischen Altenburg der Sportwagen "Apollo" vorgestellt, mit dessen Fertigung die GMG Sportwagen-Manufaktur Altenburg GmbH noch in diesem Jahr beginnen will. (Foto: dpa)
Als Modell im Maßstab 1:4 wird am Mittwoch (16.06.2004) im ostthüringischen Altenburg der Sportwagen "Apollo" vorgestellt, mit dessen Fertigung die GMG Sportwagen-Manufaktur Altenburg GmbH noch in diesem Jahr beginnen will. (Foto: dpa) dpa

Altenburg/dpa. - Mit seinen 650 PS kann der silberne Flitzerschneller fahren als ein Ferrari. In neun Sekunden schafft er es auf200 Kilometer pro Stunde - die Spitzengeschwindigkeit von «Apollo»liegt bei 360. Das knapp 200 000 Euro teure Liebhaberstück mit demetwas bulligen Design soll sowohl auf Rennstrecken als auch aufnormalen Straßen fahren dürfen. Das Rennauto soll ebenfalls dergeplagten Ostthüringer Wirtschaft zu Tempo verhelfen: Die GMGSportwagen Manufaktur will das Gefährt in Altenburg zusammen bauen.«Die Produktion könnte im Juli oder August beginnen», sagtGeschäftsführer Roland Mayer.

Die Skatstadt könnte damit auch bald als kleine Autostadt von sichreden machen. «Die Automobilindustrie hat sich mittlerweile zumwichtigsten Wirtschaftsbereich in den neuen Bundesländernentwickelt», sagt der Präsident des Verbands der deutschenAutomobilindustrie, Bernd Gottschalk. «In Thüringen ist der Sektorder drittwichtigste nach dem Tourismus und derNahrungsmittelindustrie», betont der Landesgeschäftsführer desBundesverbands mittelständische Wirtschaft, Günther Richter. «Dasstärkt den Standort, wenn noch ein weiterer Hersteller dazu kommt.»Die GMG Sportwagen-Manufaktur Altenburg GmbH will nach eigenenAngaben auch auf regionale Zulieferer zurückgreifen.

«Das wird ein Renn-Straßen-Sportwagen ohne viel Komfort, daherist er leichter und schneller als andere», sagt Mayer. DieUniversität München entwickele die Fahrdynamik. «Da Audi keineRennwagen mehr anbietet, viele Kunden aber einen schnellen Audifahren wollen, kam uns die Idee, selbst ein Fahrzeug zu bauen», sagtMayer. Er ist auch Geschäftsführer der MTM Ingolstadt, die Tuning fürAudi anbietet und eine der zwei Firmen hinter der neugegründetenAltenburger Firma ist. Motor und Getriebe will GMG bei Audi kaufen.Der Rennwagen-Zulieferer Nitec Engineering GmbH aus dem rheinland-pfälzischen Niederzissen ist der zweite Partner, er will Karosse undAusstattung liefern.

«Es gibt eine Kooperation mit Audi», sagt Roland Gumpert, frühererMotorsport-Chef bei dem Ingolstädter Autobauer und vom kommenden Jahran GMG-Geschäftsführer. Die ersten Wagen seien schon verkauft. Inder ehemaligen, sanierten Altin-Halle, wo früher hunderte MitarbeiterNähmaschinen zusammenschraubten, sollen künftig etwa 40 Beschäftigteangelieferte Teile in Handarbeit nach dem Baukastenprinzip montieren.«Manche Einzelteile wollen wir auch vor Ort fertigen», sagt Gumpert.Nach Mayers Angaben ist die Produktion von bis zu 150 Sportwagenjährlich geplant, in diesem Jahr sollen es rund ein Dutzend sein.

Für den Standort Altenburg sprechen aus Sicht der GMG das niedrigeLohnniveau, die günstig zu mietende Halle und die Hoffnung aufFördermittel. Über diese verhandelt das Unternehmen derzeit noch mitdem Wirtschaftsministerium. Eine Anfrage bei der Stadt Altenburg,ebenfalls Geld in das Projekt zu stecken, brachte bislang keinenErfolg. «Wir dürfen uns aus rechtlichen Gründen als Stadt nicht aneiner Sportwagenfirma beteiligen», sagt AltenburgsWirtschaftsförderer Daniel Scheidel. Er spricht von einem gesundenMisstrauen gegenüber Investoren mit blumigen Versprechungen. «Abernatürlich stehen wir dem Projekt aufgeschlossen gegenüber.»