«The Mirror» «The Mirror»: Britische Medien analysieren Schröders Haarfarbe

London/Berlin/dpa. - Schließlichhabe der Kanzler - «der nicht wegen seines Sinns für Humor bekanntist» - jedem eine Klage angedroht, der behauptet, er färbe sein Haar.
In Deutschland wird die Haarfarbe des Kanzlers meist nur innerhalbder Redaktionen oder hinter vorgehaltener Hand thematisiert. Erst inder vergangenen Woche wurde ein Bericht mit einer Vermutung übertönende Eingriffe auf Kanzlers Haupt wieder vom Medienmarkt genommen.Schröder soll zuvor über einen Anwalt mit einerUnterlassungserklärung gedroht haben.
Die Seriosität des Vergleichs im britischen «Mirror» leidetallerdings darunter, dass das Bild, das einen eindeutig eher grauenSchröder «in seinen ersten Amtstagen» zeigt, auf den 12. September2001 datiert ist. Der «Mirror» weist darauf hin, dass er schon lange- unwidersprochen - behauptet, Premierminister Tony Blair (48) lassesein Haar vom Londoner Prominentenfriseur Andre Suard tönen: «SeinHaar verändert sich von Grau zu hellbraun und manchmal sogarGoldbraun.»
Der britische Rundfunk BBC berichtete, Bundeskanzler Schröder habe«die Staatsgeschäfte beiseite geschoben, um ein sehr wichtiges Detailklar zu stellen: Seine Haarfarbe». Der Sender erinnert daran,Schröders Haare seien schon «während des Wahlkampfes 1998 einGegenstand intensiver Spekulation» gewesen. «Da Deutschland imSeptember erneut wählt, hofft Schröder offensichtlich, dass dieDrohung mit rechtlichen Schritten weiteres Gerede verhindert.»
Die linksliberale Zeitung «The Guardian» spricht am Dienstag von«gemeinen Gerüchten bezüglich des Mangels an Silber an den Schläfen»des Kanzlers. Die Frage sei höchst wichtig: «Anscheinend übt Gerhardstiefschwarzes Haar einen gewissen Reiz auf weibliche Wähler aus.» Der«Guardian»: «Es geht um eine Frage des Vertrauens. Wenn ein Politikerüber seine Haarfarbe lügt, worüber mag er dann noch flunkern?»
Der «Daily Express» widmet dem Thema am Dienstag eine ganze Seite,befasst sich aber nicht nur mit «der schrecklichen Beleidigung, dassdas Haar des 57-Jährigen unglaublich jugendlich und unnatürlichschwarz aussieht». Andere Prominente hätten weniger Probleme damit.US-Präsident Ronald Reagan habe immer gefärbtes Haar gehabt, wasniemanden gestört habe: «Aber er war schließlich auch gelernterSchauspieler.» Tony Blair habe drei Maßnahmen gegen das Alternergriffen: «1. Vorhandene Strähnen so beruhigend wie nur möglichvorzuzeigen, 2. ein bisschen Farbe hinzuzufügen, aber nicht so viel,dass er das nicht bestreiten könnte, und 3. ein Kind zu zeugen.»
Schon am Montag hatte der konservative «The Daily Telegraph» demThema einen Zweispalter auf Seite Eins und eine Glosse imKommentarteil gewidmet. Darin hieß es: «Ist das denn wirklich ein sobeschämender Gedanke? Warum können Männer nicht offen zugeben,Haarfarbe zu benutzen?» Das Blatt: «Männliche Politiker sollen frohdarüber sein, Grau zu sein. Das Ideal ist ein staatsmännischenSilbergrau. Schröder hat also allen Grund zur Sorge, denn sein GegnerEdmund Stoiber hat einen schönen Graukopf.»