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Thailand Thailand: Elefanten in Not werden zu Straßenbettlern

07.05.2002, 06:54
Zwei asiatische Elefanten
Zwei asiatische Elefanten dpa

Bangkok/dpa. - Das Königreich verehrt die Tiere besonders: Im Elefanten-Park inNakhon Pathom bei Bangkok wird regelmäßig im «Jumbo Queen»-Wettbewerb die Lady gekürt, die «am besten Charakter und Eigenschaftdes Elefanten verkörpert». Und in Dickhäuter-Schulen wie in Ayutthayalernen Schulkinder im Mahood-Training traditionelle Riten und dieFührung der Tiere.

Phairat Chaiyakham (59), Chef des «Pattaya Elephant Village»,klagt, dass zu viele Tiere in Asien als Bettelefanten durch dasVerkehrsgewühl von Metropolen stampfen müssen, damit Passanten eineSpende geben. «Diese Tiere sind meist unternährt und für Krankheitensehr anfällig.» In Thailand sei diese Bettelpraxis illegal, sagt derExperte, aber sie sei nicht ausgerottet.

Dries van Veen aus dem friesländischen Surhuisterveen in denNiederlanden ist Elefanten-Pate im Pattaya-Park: «Die Dickhäuter sindhier wirklich unter gutem Schutz. Und das ist eine Sache, dieUnterstützung verdient.» Seine massige Schutzbefohlene hat unlängstein Baby zur Welt gebracht. «Ich liebe diese Tiere. Aber derUnterhalt kostet viel Geld», sagt der «Patenonkel», der schon längerin Thailand lebt. Parkchef Chaiyakham hofft, dass auch thailändischeund deutsche Geschäftsleute aus Pattaya und Bangkok sowieLangzeiturlauber dem Patenbeispiel folgen. Derzeit beherbergt derweiträumige Park, der schon manche Auszeichnung erhielt, 32 Tiere.

In Asien drängen vor allem auch Nichtregierungsorganisationen(NGOs) die Politiker und Justiz, mehr zum Schutz der Elefanten zutun. Unterstützung erhalten sie vom WWF. Nur noch etwa 35 000 bis50 000 Dickhäuter - in Afrika sind es zehn Mal so viele - leben nachSchätzungen des World Wildlife Fonds in den 14 Elefanten-LändernAsiens in freier Wildbahn. Die Tendenz sei weiter rückläufig. InVietnam zum Beispiel lebten vor zwölf Jahren noch gut 2000 Elefantenin Freiheit, heute sollen es noch knapp 150 sein.

«Der enorme Bevölkerungsdruck hat fatale Auswirkungen für Menschund Tier», sagt Philipp Gölthenboth von der Umweltstiftung WWFDeutschland in Frankfurt (Main). Waldrodungen haben die Routen derTiere durchbrochen. Hungrige Elefanten plündern die Ernte undtrampeln Hütten nieder. Dabei sterben jährlich 300 Menschen allein inIndien. Viele Tiere werden auf Plantagen vergiftet oder von Bauernerschossen.

Schwergewicht macht hungrig: Die Kolosse, die besonders gernBambus, Zuckerrohr, Bananenstauden und Palmenblätter verschlingen,brauchen zur gesunden Ernährung täglich etwa 200 Kilogramm Futter und100 Liter Wasser. Allein das kostet das «Dorf» bei Pattaya oder einenPaten pro Tag und Tier um die 25 Euro. «Hilfe für Natur und Tieresind sehr wichtig, zumal der Elefant ein wichtiges Symbol Thailandsist», sagt Udo Hartung in Pattaya. Der 58-jährige Geschäftsmann ausOberbayern: «In Thailand brauchen aber auch viele bedürftigeMenschen, vor allem Kinder, die Hilfe der Mitbürger.»

Sombath Preede (23), Mitarbeiter und Touristenführer im Elefanten-Dorf erzählt den staunenden Besuchern: «Die Vieltonner sind flink,wenn sie müssen. In Panik rennen sie bis zu 40 Stundenkilometer.» Undkräftig zupacken können sie. «Mit dem Rüssel hebt ein Elefant bis zu700 Kilogramm.» Das wird auch an Ort und Stelle demonstriert. AlsPreede vom «neuen Elefanten-Führerschein» erzählt, mag ihm erstkeiner glauben. Zumindest die Führer der Arbeitselefanten, die vorallem im Norden des Landes leben, «haben eine Ausbildung und eineLizenz zum Umgang und zum Reiten.»