Terrorziel Berlin Terrorziel Berlin: Auf der Kölner Spielemesse Gamescom wird das Spiel "Emergency 2017 - Einsatz gegen den Terror" vorgestellt - in dem Berlin in Chaos versinkt

Berlin - Die Scheiben der Straßenbahn der M5 sind zerschossen, Autos brennen, auf dem Gehweg liegt ein sterbender Mann. Im neuen Computerspiel „Emergency 2017“ wird Berlin zum Terrorziel. Doch warum reizt dieser Albtraum so sehr?
Spürhunde schnüffeln nach Sprengstoff, halbtote Menschen liegen auf der Straße herum. So sieht es im Computerspiel „Emergency 2017“ nach einem Anschlag aus. Der Spieler kann den Anschlag nicht verhindern – aber eingreifen, um die Täter zu stoppen.
Das erste Emergency-Spiel kam 1998 auf den Markt, seitdem bringt die Softwarefirma Serious Games Solutions aus Potsdam fast jedes Jahr eine neue Version heraus. Auf der Spielemesse Gamescom (17. bis 21. August in Köln) stellen die Entwickler gerade das „Emergency 2017 – Einsatz gegen den Terror“ vor (ab 14. Oktober erhältlich, 39,99 Euro). Der Spieler organisiert darin Rettungseinsätze nach Anschlägen in Berlin, München, Hamburg und Köln. Während es in „Emergency 2016“ noch um Lebensmittelvergiftung am Brandenburger Tor ging, dominiert jetzt der Terror. „Der Fokus liegt beim neuen Spiel auf Terroranschlägen und illegalem Waffenhandel“, sagt Ralph Stock, Geschäftsführer von Serious Games Solutions, zum Berliner Kurier. Es sei aber kaum Blut zu sehen, der Spieler schlüpfe in die Rolle des Helfers, nicht in die des Täters. Ob das Spiel ab 12 oder ab 16 Jahren freigegeben wird, sei noch unklar.
„Es sind drastische Szenarien, bei denen Menschen sterben können. Diese können einen Zwölfjährigen womöglich emotional überfordern“, sagt Psychologe Florian Rehbein. „Negativ wäre, wenn man selbst den Terroristen spielt. Das ist nicht der Fall.“ Er stuft die Inhalte an sich deshalb als „relativ harmlos“ ein. „Es besteht aber die Gefahr, dass Jugendliche stundenlang vor diesem Spiel sitzen und es irgendwann die Freizeit dominiert. Der Spieler taucht in eine andere Welt ein, er vergisst darüber die Zeit.“
Aber was reizt so sehr am Terror-Albtraum? „Im Spiel steht nicht die Darstellung von Gewalt im Vordergrund“, sagt der Psychologe. „Es ist ein typisches Männerspiel. Dass sich Jungs für Feuerwehr begeistern, ist ja nichts Neues. Auch eine Vorliebe für strategische Entscheidungen kann mitschwingen.“
Auch Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr spielen laut Geschäftsführer Ralph Stock vermehrt „Emergency“-Spiele. Hier können sie die Verantwortung eines Einsatzleiters übernehmen, und Horrorszenarien durchspielen. Im Spiel sind die Terroristen nur virtuelle Maskenmänner. Und wenn der Einsatz schief geht, spielt man die Situation eben noch einmal durch. Im realen Leben geht das leider nicht.