Tempo Null auf der Autobahn Tempo Null auf der Autobahn: Was sind Gründe für Staus?

Berlin - Leidgeprüfte Pendler trifft es jeden Morgen, und auch Tausende Urlauber müssen immer wieder tapfer sein: Stau nervt. Wenn auf der Autobahn Tempo null herrscht, hört der Spaß am Steuer ganz schnell auf.
Natürlich ist nicht die ganze Republik eine einzige große Standstrecke. Neuralgische Punkte gibt es aber schon, wie der Autofahrerclub ADAC in einer Bilanz für 2017 ermittelte. Vertrackt ist es auch, Nadelöhre für den zunehmenden Verkehr von Lastwagen und Pkws zu beseitigen. Denn Baustellen produzieren oft erstmal: Staus.
Was gilt überhaupt als Stau?
Für seine Berechnung hat der ADAC anonymisierte Geschwindigkeits- und Positionsdaten von 250.000 Fahrzeugen ausgewertet, die zum Beispiel von Flotten großer Speditionen oder Navigationsgeräten stammen. Auch Angaben von Polizei und Staumeldern fließen mit ein, wie der Club erläutert.
Dann gilt: Rollen mehrere Fahrzeuge auf einem Kilometer Strecke über fünf Minuten hinweg im Schnitt langsamer als mit Tempo 20, gilt das als Stau. Die längste Ausdehnung dieser Staustrecken wird gezählt. Das Ergebnis für 2017: Ein Anstieg auf bundesweit 723 000 Staus mit einer gesamten Länge von 1,45 Millionen Kilometern.
Wo sind die größten Staufallen?
Unrühmlicher Spitzenreiter bleibt das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen, wo es mehr als ein Drittel aller Staus gab. Die schlimmste Staustrecke unter den großen Fernrouten war erneut die Autobahn 3 mit 208 Kilometern Stau je Autobahnkilometer.
Der Brennpunkt mit den meisten Wartezeiten war - wegen Kontrollen an der Grenze zu Österreich - der Abschnitt der A3 zwischen Passau und Linz. Stau-Tag Nummer eins war Mittwoch, der 24. Mai 2017, vor Christi Himmelfahrt mit 10 000 Kilometern. Im Schnitt am stauträchtigsten ist es donnerstags, am entspanntesten sonntags. Monatlich gesehen, gab es die meisten Staus im Juni. Und die wenigsten im Dezember, Januar und Februar, wenn viele Baustellen beendet oder unterbrochen sind.
Was sind Gründe für Staus?
Eine zentrale Ursache ist klar: immer mehr Verkehr. Die Fahrleistung auf den Autobahnen legte im vergangenen Jahr nach amtlichen Zahlen um 1,3 Prozent zu. Überhaupt sind viele Fernstraßen stark strapaziert. Am heftigsten ist es auf dem Abschnitt der A3 zwischen dem Kreuz Köln-Ost und dem Dreieck Köln-Heumar, über den täglich mehr als 170.000 Fahrzeuge donnern.
Insgesamt machen die Autobahnen zwar nur sechs Prozent des gesamten Straßennetzes aus, über sie rollt aber fast ein Drittel des Verkehrs. Vom insgesamt 13.000 Kilometer langen Netz haben knapp 9000 Kilometer auch nur zwei Spuren je Richtung.
Was tun gegen Staus?
Um Staus zu vermeiden, steht seit längerem ein besseres Management der Baustellen im Blickpunkt. Dabei gilt es oft abzuwägen: Sollte an stauträchtigen Strecken zum Beispiel auch nachts gearbeitet werden, was dann auch teurer ist?
Der ADAC fordert, bei Baustellen die Zahl der Fahrstreifen möglichst beizubehalten, damit kein Einfädeln nötig ist. Hoffnungen ruhen auch auf digitalen Verkehrsleitsystemen und zusehends selbstfahrenden Autos, um Unfälle zu verhindern. Umstritten sind grundlegende politische Weichenstellungen: ein generelles Tempolimit und mehr Gütertransporte auf der Bahn statt in Lkws. (Sascha Meyer, dpa)
