Techno-Parade und Demonstration "Zug der Liebe" Techno-Parade und Demonstration "Zug der Liebe": Nebel Tanzen Jubel bis zum Steckerziehen beim "Zug der Liebe"

Der Samstag stand in Berlin ganz im Zeichen des „Zug der Liebe“. Laute Beats und beste Stimmung! Gegen 15.15 Uhr setzte sich die Techno-Parade in Bewegung und zog dann durch Friedrichshain und Kreuzberg. Bereits gegen 20.30 Uhr waren einige Wagen schon am Ende der Strecke in Treptow angekommen. Ein Wagen allerdings befand sich für längere Zeit sich im Hintertreffen. Für ihn und mindestens vier weitere Wagen wurde aufgrund der für heute Nacht ausgesprochenen Unwetterwarnung die Route gekürzt: Statt über die Schillingbrücke führte der Weg nun über die Stralauer Allee, vorbei an der East Side Gallery.
Eigentlich seltsam, diese Änderung der Route, denn das Unwetter ist laut Wetterbericht erst für 2 Uhr nachts angekündigt ...
Auf der Stralauer Allee fand ab etwa 21.15 Uhr noch eine kurze Schlusskundgebung statt. Die Wagen parkten dort quer auf der Straße, bevor nach und nach alle Wagenbetreiber die Musik ausschalteten und die Menge sich langsam zerstreute.
Im Video sehen Sie, wie die Nachzügler um den letzten Wagen die letzten Sonnenstrahlen des Tages wegtanzten:
Love Parade, oder was?! Die Veranstalter verstehen die Parade nicht als Neuauflage der Love Parade, sondern als Demonstration mit politischen Botschaften. Die Parade hat weit mehr als zehntausend Menschen angezogen. Im Vorfeld rechneten die Veranstalter mit circa 15.000 bis 20.000 Teilnehmern. Es ist wahrscheinlich, dass diese Rechnungen sogar übertroffen wurden, denn im Lauf des Nachmittags und Abends strömten immer mehr Menschen zum Zug.
Die Teilnehmer: Ein paar bunte Hunde spritzten mit Wasserpistolen um sich. Doch das waren eher die Ausnahmen, eben diejenigen, die die alte Love Parade vermissen. Die meisten kamen einfach nur in sommerlichen Farben gekleidet, einige etwas stärker geschminkt als sonst, manche trugen noch einen auffälligen Hut auf dem Kopf. Kann ja nicht schaden. Ist ja auch ein Schutz gegen die Sonne. Einige Teilnehmer gaben an, dass sie sich für die politischen Ziele wenig bis gar nicht interessierten. Sondern eben feiern wollten. Der Großteil der Anwesenden aber fand das mit der Toleranz eine gute Idee. Altersmäßig war das Publikum übrigens gemischt:
Die Musik: Laut und gut. Bum, bum, bum. Techno. Elektro. Mit unserer Playlist zur Parade können auch Daheimgebliebene und diejenigen, die den Umzug verpasst haben mitfeiern.
Die Wagen: Zehn Wagen zogen mit. Alle führten Transparente mit ihren politischen Parolen mit sich: Gema und GEZ abschaffen. Mehr Grünflächen in der Stadt. Für tolerantes Zusammenleben, gegen Pegida. Zur Grundausstattung der meisten Wagen gehörten Nebelmaschinen, die fortwährend Dampf in die Mengen bliesen.
Die politische Idee: Laut Veranstalter sind die politischen Ziele des Zuges „Mehr Mitgefühl, mehr Nächstenliebe und soziales Engagement“. Auch gegen Gentrifizierung wurde protestiert. Damit erinnert der „Zug der Liebe“ tatsächlich mehr an das MyFest als an die Love Parade, die sich explizit als Party-Parade verstand. Die Veranstalter sprechen sich auch gegen Sponsoring und Werbung aus. An den mitziehenden Wagen durften nur die Logos der Clubs und Vereine zu sehen sein, die sie stellten.
Die Getränke-Regelung: Weil die Veranstalter den Zug als Demonstration angemeldet haben, durften auf den Wagen keine Getränke ausgeschenkt werden. Im Vorhinein wurde gemahnt, die Teilnehmer sollten sich also in jedem Fall Wasser mitbringen. Auf der Facebook-Seite der Parade wurde sich allerdings noch mehr über fehlende Spirituosen-Verkaufsstände beschwert. Doch dazu gab es keinen Grund: Rettung wartete bei Wasser- als auch bei Alkohol- oder gar Snack-Mangel in Form von Spätis und fliegenden Händlern direkt an der Strecke. Das Bier floss in Strömen und kostete nur 80 Cent.
Die Route: Anders als die Love Parade früher zog der „Zug der Liebe“ nicht durch den Tiergarten und das Stadtzentrum, sondern größtenteils durch Friedrichshain und Kreuzberg. Da die Veranstalter den Zug als Demonstration und nicht als Feier angemeldet hatten, musste der Zug immer in Bewegung bleiben. Und da das von den Veranstaltern angegebene Zeitfenster (14-22 Uhr) großzügig kalkuliert war, rechnete die Berliner Polizei aus, wie viele Kilometer in dieser Zeit gelaufen werden können. Die Strecke, die der „Zug der Liebe“ zurücklegen musste, war also laaaang. 10 Kilometer. Kein Wunder, dass sie am Ende abgekürzt wurde.
Die umliegenden Straßen wurden nur streckenweise gesperrt. Trotzdem lohnte es sich, das Gebiet weiträumig zu umfahren: Entlang der Route entstanden überall lange Staus, es herrschte ein regelrechtes Verkehrschaos. (mit dpa)
Unsere interaktive Karte verrät, wann der Zug wo entlang führte: