Techno und Toleranz Techno-Demo in Berlin: Der "Zug der Liebe" im Live-Blog zum Nachlesen

Gut gelaunt und auffällig gekleidet - und das bei großartigem Wetter: Für mehr Nächstenliebe und Toleranz zog der "Zug der Liebe" durch die Hauptstadt. Zehntausende Demonstranten tanzten zu wummernden Bässen und elektronischen Beats. An die 30 Lkw sorgten für die passende Stimmung. Die Demonstration verlief nach Angaben der Polizei friedlich.
Die Demonstranten wandten sich bei ihrem Umzug gegen jedwede Form der Diskriminierung und sprachen sich für die Anerkennung unterschiedlicher Lebensweisen aus, wie die Veranstalter mitteilten. Toleranz und Miteinander in der Gesellschaft sollten wieder zentrale Werte werden.
Damit setzten sie auch ein Zeichen der Offenheit. Nicht nur gegen die zeitgleich angekündige Demonstration, bei der Rechtsextreme durch das Berliner Regierungsviertel zogen, sondern auch in einer von Terror und Unsicherheit gekennzeichneten Zeit. Das sahen auch die Berlinerinnen Ina (24) und Antonia (25) so: "Es ist gut, dass die Leute wieder auf die Straße gehen - für Liebe und für Friede."
Trotzdem war der Umzug mit weniger Demonstranten gestartet, als im vergangenen Jahr: Damals gingen bis zu 50.000 auf die Straße - heute waren es deutlich weniger. Zu Beginn hatten sich lediglich wenige Tausend Menschen versammelt. Später ging die Polizei dann von rund 10.000 Teilnehmern aus. Die Demonstration verzeichnete aber fortwährend großen Zulauf: Auf der Route stießen weitere Teilnehmer hinzu, reihten sich mit ein und feierten mit. Auch ein frischvermähltes Ehepaar wurde auf einen Wagen gehoben und tanzte eifrig mit.
Insgesamt standen für alle Berliner Demonstrationen auf Nachfrage bei der Polizei zirka 17 Hundertschaften zur Verfügung und sorgten für Sicherheit.
Viele Demonstranten, darunter vor allem junge Leute, hatten sich auffällig bunt verkleidet. Einige von ihnen hielten Schilder mit aufgemalten Herzen und der Aufschrift „Liebe für Alle“ hoch.
Neben Berlinern waren viele Demonstranten extra aus Leipzig, Magdeburg, Hamburg oder dem Saarland angereist. Auch Touristen und internationale Gäste hatten sich unter die Demonstranten gemischt.
Bereits seit dem Mittag standen die ersten Techno-Wagen auf der Karl-Marx-Allee, um alle Teilnehmer einzusammeln. Mit etwa 30 Minuten Verspätung hatte sich der Demo-Aufzug in Bewegung gesetzt.
Die Route führte über die Holzmarktstraße, Mühlenstraße und Stralauer Allee bis über die Elsenbrücke hin zum S-Bahnhof Treptower Park.
Zu Beginn des Aufmarschs hatte sich ein Teil des Demonstrationszugs abgespalten: Ein Wagen der antifaschisten Aktion mit etwa 1000 Teilnehmern - darunter die Berliner Linken-Politiker Hakan Tas und Canan Bayram - liefen unter dem Motto "Berlin Nazifrei" eine andere Route, um pünktlich bei der Gegenkundgebung gegen Rechtsextreme in Berlin-Mitte zu sein.
Insgesamt waren rund 30 Vereine und Wagen vertreten. Laut Veranstalter handelte es sich aber nicht um eine Neuauflage der früheren Loveparade, sondern es habe sich ganz bewusst um eine politische Demonstration gehandelt. Man wolle für Themen einstehen. Bevor der Demonstrationszug losrollte, gab es vor etlichen Wagen unterschiedliche politische Ansprachen. Verbände und Vereine berichteten über ihre Arbeit und verteilten Flyer.
Die Veranstalter wandten sich auch gegen bewusste Vereinnahmung und Kommerzialität: Weder Parteien noch Religionen waren zugelassen. Zudem gab es ein Werbe- und Sponsorenverbot. Daher sei der Zug auch ausschließlich durch private Spenden finanziert gewesen. Das kam bei den Demonstranten gut an: Eine Gruppe von Brandenburgern war gerade aus diesem Grund angereist. "Es ist gut, dass die Demo, die als Crowdfunding gestartet ist, sich gegen kommerzielle Interessen wendet." Laut Organisatoren sollte die Veranstaltung bis 22:00 Uhr andauern. (mit dpa)