Taiwan Taiwan: Witwe Kai-sheks im Alter von 106 Jahren gestorben

New York/Taipeh/dpa. - Eine der einflussreichsten Frauen der chinesischen Geschichte, die Witwe von Generalissimus Tschiang Kai- shek, ist im Alter von 106 Jahren gestorben. Nach dem Tode ihres Mannes 1975 war Madame Tschiang Kai-shek in die USA gezogen, wo sie am Donnerstagabend in ihrer Wohnung in New York starb. Mit ihrem Tode endet ein Kapitel chinesischer Geschichte, das bis zur letzten chinesischen Kaiser-Dynastie zurückreicht, bei deren Sturz 1911 ihre Familie schon eine große Rolle gespielt hatte.
Als engste Beraterin, Übersetzerin und Sekretärin ihres Mannes, des nationalistischen Generals und Politikers, nahm Madame Tschiang Kai-shek starken Einfluss auf Chinas Politik. Die am 5. März 1897 als Soong Mei-ling geborene «Drachenlady» war in den USA zur Schule gegangen. Sie wurde mit Geschick und Charme ein wichtiger Faktor in der Unterstützung Washingtons für die Nationalisten. Als zweite Frau in der Geschichte hielt sie 1943 eine Rede vor dem amerikanischen Kongress, um Unterstützung für den Kampf gegen die japanische Invasion Chinas zu mobilisieren.
Nach der Niederlage im Bürgerkrieg gegen die Kommunisten flüchtete sie 1949 mit ihrem Mann, dessen Truppen und der nationalistischen Kuomintang-Regierung nach Taiwan. Ihr Traum von der Rückeroberung Festlandchinas erfüllte sich nicht. Die Ehe blieb kinderlos. Nach dem Tode ihres Mannes 1975 übernahm Tschiang Kai-sheks Sohn aus erster Ehe das Präsidentenamt in Taiwan. Madame Tschiang zog sich in die USA zurück, die sie immer als zweite Heimat betrachtet hatte.
Ihre ältere Schwester Soong Ching-Ling (Song Qingling) hatte den Revolutionär und Gründer der chinesischen Republik, Sun Yat-sen, geheiratet und sich später auf die Seite der Kommunisten gestellt. Die dritte Schwester Soong Ai-ling heiratete Finanzminister H.H. Kung, während ihre drei Brüder Finanziers wurden. Der bekannteste war T.V. Soong, der den Aufstieg von Tschiang Kai-shek finanzierte.
Schon ihr Vater Charlie Soong, der mit dem Drucken von Bibeln ein Vermögen gemacht hatte, unterstützte die Revolution von Sun Yat-sen. Dieser wird heute sowohl von den Kommunisten als auch von den Taiwanesen als Staatsgründer verehrt.
