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Soziales Tafeln arbeiten stärker bundesweit - mehr Geld nötig

Zehntausende nutzen in Sachsen-Anhalt das Angebot der Tafeln. Hinter den Kulissen findet gerade ein Umbruch bei Akquise und Logistik der Lebensmittel statt. Die neuen Strukturen brauchen Geld.

Von dpa 29.07.2025, 04:07
Gegen eine Spende können sich bedürftige Menschen bei den Tafeln Lebensmittel abholen. (Archivbild)
Gegen eine Spende können sich bedürftige Menschen bei den Tafeln Lebensmittel abholen. (Archivbild) Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Magdeburg /Quedlinburg - Die Tafeln, die Lebensmittel für bedürftige Menschen zur Verfügung stellen, ändern ihre Arbeitsweise. Bislang seien die nicht verkauften Lebensmittel vor Ort eingesammelt worden, das werde immer weniger, sagte Sachsen-Anhalts Tafel-Vorsitzender Kai Gerrit Bädje. Vielmehr schauten die Tafeln bundesweit stärker auf Lebensmittelproduzenten. Dort gebe es falsch etikettierte Ware oder solche mit Transport- oder Lagerschäden, die eigentlich vernichtet würde, aber noch gut verbraucht werden kann. „Das sind Dimensionen, über die haben wir in der Vergangenheit als Tafeln nicht nachgedacht“, sagte Bädje.

Lebensmittel müssen vom Süden in den Norden befördert werden 

Weil die Produzenten vorwiegend in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern säßen, müsse die Logistik umgestellt werden. Laut einem Verteilschlüssel, der über den Tafel-Bundesverband vereinbart sei, kommen in Sachsen-Anhalt mit etwa 40.000 Tafelnutzern sechs Prozent der Waren an. Das alles müsse schnell verteilt werden, weil oft Mindesthaltbarkeitsdaten eine Rolle spielen. Laut Bädje ist es daher sinnvoll, dass professionelle Speditionen die Waren transportierten. Das koste Geld.

Die Mischung der Lebensmittel ist eine Herausforderung

Im nächsten Schritt sei die Mischung der Lebensmittel eine Herausforderung. Wenn etwa plötzlich Tausende Pizzen oder riesige Mengen von Süßwaren ankommen, müssten die kommissioniert werden. Den Tafelnutzern solle immer auch eine Vielfalt angeboten werden. „Wir wollen Strukturen aufbauen, die belastet werden können.“ Nicht alles lasse sich mit Ehrenamtlichen machen.

Linke: Landesförderung sollte steigen

Aktuell bekommen die Tafeln vom Land Sachsen-Anhalt 40.000 Euro pro Jahr - das ist zu wenig, sagt etwa die Linke-Landtagsfraktion. „Die Tafeln stehen aufgrund gestiegener Betriebskosten enorm unter finanziellem Druck und brauchen eine massive Steigerung der Landeszuwendungen“, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Thomas Lippmann. „Aktuell sind gerade einmal 40.000 Euro für die Tafeln im Jahr im Landeshaushalt eingeplant, das ist nicht einmal ein Euro pro betroffener Person.“

Fraktionschefin Eva von Angern hatte bei der Landesregierung nachgefragt und die Antwort erhalten, dass der Landesverband erstmals 2022 Fördermittel beantragte und knapp 30.000 Euro erhielt. 2023 gab es einen Zuschuss für den Kauf eines Lkw. Für die Jahre 2024 bis 2026 stehen der Antwort auf die kleine Anfrage zufolge jeweils 40.000 Euro im Plan. 

Tafel-Landeschef Bädje sagte auf die Frage, wie viel Geld nötig sei: „250.000 Euro pro Jahr wären schon gut.“