Sturmflut legt Rotterdamer Hafen lahm
Den Haag/London/dpa. - Eine Sturmflut in der Nordsee hat in der Nacht zum Freitag den Hafen von Rotterdam lahmgelegt. Wie niederländische Medien am Morgen berichteten, wurde erstmals das Maeslant-Flutwehr wegen Sturms geschlossen. Das gigantische Bauwerk soll Rotterdam vor dem Wasser der Nordsee schützen.
Aufgrund der erwarteten Schließung der zwei je 210 Meter langen Fluttore war der Schiffsverkehr im größten Hafen Europas bereits am Donnerstagabend eingestellt worden. Wegen der Sturmflut wurde auch das Themse- Flutwehr nahe der britischen Hauptstadt London geschlossen. Im Osten Englands wurden vorsorglich mehrere hundert Menschen aus tiefliegenden Küstengebieten in Sicherheit gebracht.
Das 1997 fertiggestellte Maeslant-Flutwehr in Rotterdam war bislang nur zu Übungszwecken geschlossen worden. Seine 22 Meter hohen Tore werden abhängig vom Pegelstand computergesteuert in Bewegung gesetzt. Wie niederländische Medien am Morgen weiter berichteten, wurden auch das Oosterschelde-Sturmflutwehr und das Hartelwehr wegen der Sturmflut geschlossen.
In der ostenglischen Grafschaft Norfolk brachten Einsatzkräfte in der Nacht rund 200 Menschen vorsorglich in Sicherheit, auch Altenheime und Krankenhäuser wurden evakuiert. In manchen Regionen bestehe «extreme Lebensgefahr», teilte die Umweltbehörde am Donnerstagabend mit. Erwartet werde ein Anstieg der Nordsee von bis zu knapp drei Metern über dem Normalstand. Am Abend traf auch das Notfall-Komitee unter Leitung von Premierminister Gordon Brown zusammen.
Die höchsten Pegelstände wurden am Morgen an der Küste in East Anglia und in der Grafschaft Kent erwartet. In Freizeitzentren wurden Notunterkünfte eingerichtet. Menschen wurden aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen.
An der deutschen Nordseeküste blieb die erwartete Sturmflut in der Nacht zunächst aus. Mit der nächsten Flut könnten die Pegelstände nach Angaben von Experten aber auch dort bedrohliche Marken erreichen.