Studie zu sozialen Netzwerken Studie zu sozialen Netzwerken: Facebook und Online-Spiele mit Suchtpotenzial

Berlin/MZ - Fast 600 000 Menschen zwischen 14 und 65 Jahren in Deutschland sind laut einer neuen Studie der Universität Lübeck internetabhängig. Das entspricht etwa einem Prozent der Bevölkerung. In der aktuellen Studie gaben 37 Prozent der befragten Abhängigen an, dass sie hauptsächlich Online-Spiele spielten, während weitere 37 Prozent der Abhängigen in sozialen Netzwerken aktiv waren. 27 Prozent nutzten andere Internetanwendungen.
Männer und Frauen betroffen
Insgesamt betrachtet sind Männer und Frauen fast gleichermaßen von Internetabhängigkeit betroffen. Deutliche Unterschiede bestehen allerdings in der Art der exzessiven Internetnutzung: Während abhängiges Computerspielen primär bei Männern anzutreffen ist, sind Frauen eher von der Nutzung Sozialer Netzwerke abhängig. Zur Bestimmung der Internetabhängigkeit wurde in der Studie erstmals der Kriterienkatalog der American Psychiatric Association aus dem 2013 erschienenen „Diagnostischen und Statistischen Manual für Psychische Störungen 5“ verwendet. Dort sind neun Symptome beschrieben, zum Beispiel: Entzugserscheinungen, wenn das Internet nicht zur Verfügung steht, Verlust des Interesses an anderen Hobbys, Täuschen von Familienmitgliedern über das Ausmaß der Internet-Nutzung oder Gefährdung oder Verlust von Freundschaften.
Liegen mindestens fünf von neun Symptomen vor, sprechen die Experten von Internet-Spielsucht. In der Lübecker Studie wurden die Kriterien auch bei der Nutzung sozialer Netzwerke angewendet.
Die aktuelle Studie weist nach, dass mit einer Diagnose der Internetabhängigkeit häufig auch andere psychische Erkrankungen wie Persönlichkeitsstörungen, Impulsivität und Aufmerksamkeitsstörungen verbunden sind. Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass die Internetabhängigkeit unabhängig von der Art der exzessiven Nutzung mit negativen Auswirkungen auf das Sozialleben bis zur Arbeitsunfähigkeit verbunden ist.
Spezielle Angebote nötig
Die Studie wurde vom Bundesgesundheitsministerium mit 250 000 Euro gefördert. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP) erklärte, die Ergebnisse zeigten, dass die auf Computerspieler zugeschnittenen Präventions- und Therapieangebote ausgebaut und um spezielle Angebote für weibliche Internetabhängige und Nutzer von sozialen Netzwerken ergänzt werden sollte.