Steffi Graf Steffi Graf: «Fühle innere Ruhe und Zufriedenheit»

Las Vegas/dpa. - Steffi Graf geht es prächtig; sie ist ganz einfach glücklich wie noch nie. «Ich weiß das auch zu schätzen», sagt sie und wendet sich -als wolle sie den Beweis gleich mitliefern - zu dem Paar imHintergrund, das ausgelassen miteinander spielt. Das Glück hat zweiNamen: Andre und Jaden Gil. Im weltweit ersten Interview seit derGeburt ihres Kindes am 26. Oktober 2001 verrät sie, wie dieses Glückaussieht. «Mit einem Schrei meines Sohnes geweckt zu werden etwa. Undwenn man dann noch ein großes zahnloses Strahlen bekommt, ist sowiesoalles in Ordnung.»
So könnte es immer sein, wenn es nach ihr ginge. Ein ganz normalesFamilienleben - das wäre es, was der 32-Jährigen gefiele. Auf demTennisplatz als Begleiterin ihres Mannes das Treiben als öffentlichePerson ertragen - aber dann schlicht und einfach in Ruhe gelassen zuwerden. Die Realität sieht anders aus. Selbst im Haus in Las Vegaskann sie sich nicht immer sicher und unbeobachtet fühlen. «Man hatnachts bei uns über die Mauer fotografiert, aus einem Baum, durchunser Wohnzimmer hinein in die Küche.» Aufgespannte Planen im Gartenschützen nun vor ungebetenen Blicken. «Es sieht scheußlich aus, aberman möchte ja auch irgendwo ein gewisses Privatleben haben.»
Das ist aber häufig Utopie. Auch bei ihrem Kurzbesuch in derHeimat war es nicht anders. Die teils sogar lebensgefährlichenVerfolgungsjagden mit Fotografen und Reportern haben sie mehrmitgenommen, als sie jemals öffentlich zugeben würde. Anders alsAndre kann sie in solchen Fällen nämlich schon mal die Nervenverlieren. Das dürfte früher in Brühl oder Heidelberg angenehmergewesen sein, als höchstens mal bei den Nachbarn nachgefragt wurde,was die berühmte Tochter der Stadt denn so macht.
Auch dies ist ein Grund dafür, dass Steffi Graf ihrenLebensmittelpunkt «größtenteils» in Amerika sieht. Irgendwann werdeschon Ruhe einkehren - hoffentlich. Bis dahin muss ihr Sohn hinterhohen Mauern groß werden. «Er soll möglichst ungestört und frei inseinen Entscheidungen aufwachsen.» Der Kleine, wie seine Mutterliebevoll sagt, soll ganz normal wie seine Altersgenossen großwerden. Eine Nanny gibt es im Hause Graf/Agassi deshalb auch nicht.
Hilfe brauchen die beiden Tennisstars in der Küche sowieso nicht.«Ein großes Hobby von Andre und mir ist es, gemeinsam zu kochen, wannimmer wir die Zeit dazu haben.» Nur auf Reisen darf schon mal eineKrankenschwester dabei sein, damit vor allem der Tennis spielendeVater seinen Schlaf bekommt. Dabei ist Jaden Gil ein ganz ruhigerVertreter, wie seine Mutter stolz erzählt. Auf den langen Flügen etwazum Tennisturnier in Melbourne.
«Er war ein absoluter Engel auf allen Flügen. Nach Australien undzurück hat er vielleicht 30 Sekunden geschrien, aber auch nur, weiler Hunger hatte.» Beste Voraussetzungen also, ein Geschwisterchen zubekommen? «Da gibt es noch keine Planungen», sagt die junge Mutter.
Steffi Graf ist mit sich und der Welt im Reinen, wie es so schönheißt. Das triste Daseins eines einst von Millionen Menschenumschwärmten Stars, der nach dem Ende seiner Karriere in ein tiefesschwarzes Loch fällt, ist ihr erspart geblieben. «Im Gegensatz zufrüher fühle ich heute eine innere Ruhe und Zufriedenheit, die ichals aktive Sportlerin nie kannte.»